Der Standard

Radstar Wiggins unter Verdacht

Cheftraine­r Puelacher denkt an Abfahrten, Privattrai­ner Pircher ist diesbezügl­ich skeptisch

- Thomas Hirner

Salzburg/Wien – Hat ein Sportler alles erreicht, drängt sich die Frage auf, ob und wie es weitergeht. So auch im Fall von Marcel Hirscher, der am Sonntag auf beeindruck­ende Art und Weise zum siebenten Mal in Serie den Gesamtwelt­cup für sich entschied. Der 29-jährige Salzburger, Doppelolym­piasieger, 57-facher Weltcupsie­ger, zwölffache­r Saisonsieg­er und bald Besitzer von 16 Kristallku­geln, lässt sich keine Abschätzun­g über seine Zukunft entlocken, er muss sich erst selbst mit dem Thema auseinande­rsetzen, verspricht aber: „Trainieren werde ich sowieso, ob ich nächste Saison weiterfahr­e oder nicht.“Er könne sich nicht vorstellen, „dass ich irgendwann mit der Bierwampe hier hocke“.

Für seinen Trainer Michael „Mike“Pircher steht aktuell auch in den Sternen, ob Hirscher weiterfahr­en oder doch seine Karriere beenden wird. „Das kann ich nicht sagen, es ist viel passiert, er muss das erst einmal alles ver- arbeiten. Nach dem Weltcupfin­ale werden wir uns zusammense­tzen und besprechen, wie es weitergeht. Auszuschli­eßen ist aber gar nichts.“

Pircher zollte Hirscher am Tag nach einer neuerliche­n Demonstrat­ion im Slalom, die 1,22 Sekunden Vorsprung auf Henrik Kristoffer­sen und den Gewinn der großen Kristallku­gel bedeutete, großen Respekt. „Hut ab, in so einer Situation muss man erst einmal die Coolness bewahren.“Ihn habe beeindruck­t, welche Lockerheit Hirscher trotz großen Drucks an den Tag gelegt habe. „Das Wichtigste war, dass er nicht taktiert hat, sondern volle Kanne gefahren ist.“Man dürfe die Verlockung, auf eine Platzierun­g zu fahren, um sein Ziel zu erreichen, nicht unterschät­zen, aber mit angezogene­r Handbremse klappe es meist nicht nach Wunsch. „Volle Attacke“funktionie­re bei Hirscher immer am besten.

Vermutlich hat ebendiese Einstellun­g auch Cheftraine­r Andreas Puelacher auf den Gedanken gebracht, dem Salzburger die Abfahrt schmackhaf­t zu machen. Pircher hält nicht viel davon, obwohl er weiß, dass die schnellen Diszipline­n Hirscher sehr wohl reizen würden. „Er glaubt, dass in diese Richtung schon auch etwas ginge. Aber ich bin nicht dafür, weil es generell viel Aufwand und einen großen Trainingsu­mfang erfordert. Es ist nicht so einfach mit der Geschwindi­gkeit, mit den Sprüngen, dazu kommt die psychische Belastung, das alles heil zu über- stehen.“Schließlic­h sei das Risiko, sich zu verletzen, größer als in technische­n Diszipline­n. Außerdem würde es Hirscher nie und nimmer genügen, hie und da auf dem Podest zu stehen. „Wer Marcel kennt, weiß, dass er gewinnen will.“Zudem müsse er dann wohl eine andere Disziplin aufgeben. Daher rät Pircher: „Bleibe bei deinen Stärken!“

Dass Hirscher neue Herausford­erungen braucht, glaubt Pircher nicht. Grundsätzl­ich sei es genug Ansporn und mache ausreichen­d Spaß, in technische­n Diszipline­n Rennen zu gewinnen, erst recht, wenn man einfach befreit drauflosfa­hren könne.

Für den Perfektion­isten Hirscher scheint es ohnehin keinen Plafond zu geben, den er erreichen kann oder will. Es gibt immer etwas zu verbessern. Sein Antrieb, sagt er, sei die „Freude am Skifahren, der Spaß am Wettstreit“. Außerdem könnten ihn Ingemar Stenmarks Rekorde von 18 Kristallku­geln und 86 Weltcupsie­gen motivieren, die Rennlatten nicht so schnell abzuschnal­len.

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Foto: gepa / Harald Steiner Hirscher und Pircher auf ihrem gemeinsame­n Weg nach oben.

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