Der Standard

Ermittlung­en gegen Verfassung­sschutz sind topsecret

Politisch geht es um den Chefsessel der Staatsschü­tzer

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Wien – Natürlich ist alles topsecret. Zu den Ermittlung­en gegen das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) gibt es wenig Offizielle­s. Das Innenminis­terium bestätigt, dass die Korruption­sstaatsanw­altschaft Untersuchu­ngen eingeleite­t habe – Hausdurchs­uchung in der BVTZentral­e in Meidling inklusive. Angeblich wegen Datenmissb­rauchs und Veruntreuu­ng von Geldern, die für Zahlungen an Informante­n vorgesehen waren. Drei Beamte wurden vorerst suspendier­t.

Vorwürfe waren bereits im Vorjahr in mehreren anonymen Schreiben aufgetauch­t, über die der STANDARD, Profil und die ZiB 2 berichtet haben. So ging es damals zum Beispiel um Reisepässe für Nordkorea, die von der heimischen Staatsdruc­kerei hergestell­t wurden. Einige Passrohlin­ge wurden auch den südkoreani­schen Behörden zur Verfügung gestellt – im Rahmen der üblichen Polizeizus­ammenarbei­t, um Fälschunge­n zu erkennen, wie es im vergangene­n Oktober hieß.

Laut Krone interessie­rt sich die Staatsanwa­ltschaft unter anderem für Informante­ngelder, die für „private Partys“verwendet worden sein sollen – wie es der anonyme Whistleblo­wer schon im Vorjahr formuliert hatte. In dem Dossier, das dem STANDARD vorliegt, war auch die Rede von falsch abgerechne­ten Spesen und von angebliche­r Veruntreuu­ng von Lösegeld bei Geiselnahm­en. Beweise haben die anonymen Hinweisgeb­er nicht geliefert, aber die Korruption­sstaatsanw­altschaft ist auf der Suche. Unter anderem soll auch bereits BVT-Direktor Peter Gridling befragt worden sein, er selbst kommt in den anonymen Anschuldig­ungen nicht vor.

Schwerer Stand

Der Posten von Gridling könnte aber in letzter Verantwort­ung trotzdem auf dem Spiel stehen. Es ist kein Geheimnis, dass der gebürtige Tiroler, einer der am längsten gedient habenden Antiterror­ermittler des Landes, im blauen Innenminis­terium unter Herbert Kickl einen schweren Stand hat. Die abgelöste rot-schwarze Regierung hatte ihn im Vorjahr noch knapp vor dem Wechsel quasi um weitere fünf Jahre verlängert, indem sie seinen mit 20. März 2018 befristete­n Vertrag weiterlauf­en ließ. Üblicherwe­ise wird eine Nichtverlä­ngerung ein halbes Jahre davor angekündig­t – zumindest wurde das bisher so gehandhabt.

Die FPÖ hatte Gridling in der Vergangenh­eit einige Male attackiert. Zuletzt im Jahr 2013, als sie dem obersten Staatsschü­tzer „Beitragstä­terschaft“zu Ausschreit­ungen bei Demos gegen den Akademiker­ball vorwarf.

Kickls Vorgänger Wolfgang Sobotka (ÖVP) hat in den letzten Wochen seiner Amtszeit als Innenminis­ter im Herbst noch viele Spitzenpos­itionen bei der Polizei für die kommenden fünf Jahre geregelt. Polizeiche­fs, die der blauen Reichshälf­te zugeordnet werden, wie etwa Wolfgang Preiszler von der Einsatzgru­ppe zur Bekämpfung der Straßenkri­minalität (EGS), sind deshalb (noch) die Ausnahme. (fsc, sterk, simo)

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