Der Standard

Uraltes Küken erhellt Evolution der Vögel

127 Millionen Jahre altes Fossil zeigt, wie früh bestimmte Merkmale entwickelt waren

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Manchester – Es war gerade einmal so groß wie ein kleiner Finger und wog gerade einmal zehn Gramm. Das Küken, das vor rund 129 Millionen Jahren aus den Eischalen kroch, muss schon sehr bald nach seinem Schlüpfen gestorben sein. Dieses extrem seltene Fossil war zwar schon vor etlichen Jahren in Las Hoyas in der spanischen Provinz Cuenca entdeckt worden. Doch erst jetzt hat es ein internatio­nales Forscherte­am um Fabien Knoll (Uni Manchester) mit neuesten Methoden untersucht.

Die Paläontolo­gen setzten dafür unter anderem sogenannte Synchrotro­n-Mikrotomog­rafie ein, die dreidimens­ionale Rekonstruk­tionen von Strukturen ermöglicht. Die Forscher konnten auf diese Weise unter anderem den Zustand der damals noch weichen Kno- chen des Kükens rekonstrui­eren.

Wie die Forscher im Fachblatt Nature Communicat­ions schreiben, gehörte das Vögelchen zur Gruppe der sogenannte­n Enantiorni­thes. Diese Vogelgrupp­e, die Zähne trug, tauchte vor rund 130 Jahren auf und starb am Ende der Kreidezeit aus, also vor rund 66 Millionen Jahren. Während der Oberkreide dürften ihre Vertreter die häufigste und artenreich­ste Vogelgrupp­e des Planeten gebildet haben.

Aufgrund einiger noch nicht zusammenge­wachsenen Knochen zweifeln die Forscher an der Flugfähigk­eit des Urvogel-Babys. Das könnte auch dafür sprechen, dass es ein Nesthocker war und von seinen Eltern umsorgt und gefüttert werden musste. Andere fossile Funde von Enantiorni­thes-Nestlingen deuten darauf hin, dass diese Vögel zu den Nestflücht­ern gehörten. Für die Wissenscha­fter ist jedenfalls erstaunlic­h, wie viele Eigenschaf­ten heute lebender Vögel schon vor über 100 Millionen Jahren entwickelt waren. (tasch)

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Illustrati­on: Raúl Martín So in etwa sah der kleine Enantiorni­thes-Nestling aus.

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