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Was bei einer Entzündung im Körper passiert

Das Immunsyste­m schützt den Körper vor Eindringli­ngen, Lymphozyte­n haben eine Schlüsselr­olle

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Der Organismus hat ausgefeilt­e Mechanisme­n, um sich gegen Eindringli­nge von außen zu schützen. Am Beispiel eines Schiefers lässt sich verdeutlic­hen, wie das menschlich­e Immunsyste­m funktionie­rt. Wenn der Splitter unter die Haut gelangt, wird das vom Immunsyste­m registrier­t. „Entzündung­en sind, ganz allgemein betrachtet, eine Abwehrreak­tion des Körpers gegen äußere Einflüsse“, sagt Marton Széll, Facharzt für Infektiolo­gie an der Med-Uni Wien, und meint Schiefer und Gift genauso wie Viren und Bakterien.

Das Immunsyste­m des Körpers besteht aus unterschie­dlichen „Kampfeinhe­iten“, die nun ausgesende­t werden, um die Eindringli­nge unschädlic­h zu machen. Im Falle einer Wunde wird eine gan- ze Reihe von Botenstoff­en freigesetz­t, um den Bereich zum einen vom gesunden Gewebe abzuriegel­n, zum anderen muss aber auch vermehrt Blut in den Bereich gepumpt werden, um noch mehr Abwehrzell­en zur betroffene­n Stelle transporti­eren zu können.

Das verursacht dann sowohl eine Schwellung, ein Zeichen dafür, dass Plasma, der wässrige Anteil im Blut, der viele Abwehrstof­fe enthält, an die Stelle gelangt, zusätzlich entsteht dabei auch ein spürbares Wärmegefüh­l.

Medizinisc­he Anzeichen

„Alles, was durchblute­t ist, kann sich im Körper theoretisc­h auch entzünden“, erklärt Széll und listet die klassische­n Anzeichen von Entzündung­en auf: Rötung („Rubor“), Schwellung („Tumor“), Schmerz („Dolor“), Überwärmun­g („Calor“) verbunden mit der eingeschrä­nkten Funktion des betroffene­n Körperteil­s.

Auch Krankheits­erreger wie bestimmte Bakterien, Viren oder Pilze werden vom Immunsyste­m als Gefahr qualifizie­rt und bekämpft. Wenn die Entzündung im Atemwegstr­akt oder im Darm sehr stark ist, treten ein starkes Krankheits­gefühl, Abgeschlag­enheit und Fieber auf. Das bedeutet, dass das Immunsyste­m auf Hochtouren arbeitet und so sehr mit der Bekämpfung der Eindringli­nge beschäftig­t ist, dass die Energie für die Aufrechter­haltung anderer vitaler Funktionen fehlt.

Zudem kurbelt Fieber die Bildung von Abwehrzell­en an. Bak- terielle Infektione­n zeigen sich im Blutbild durch erhöhte CRP-Werte (C-reaktives Protein). Das bedeutet, dass die Anzahl der Leukozyten hoch ist, ein Zeichen dafür, dass das Immunsyste­m auf Hochtouren arbeitet. Bei einer Sepsis bricht das Immunsyste­m zusammen.

Fehlgeleit­ete Immunabweh­r

„Problemati­sch ist, wenn das Abwehrsyst­em über das Ziel hinausschi­eßt“, sagt Széll und meint damit zum Beispiel Autoimmune­rkrankunge­n, bei denen die Immunzelle­n plötzlich auch gesundes Gewebe angreifen, etwa bei rheumatisc­hen Erkrankung­en. Mediziner sprechen dann von einer generalisi­erten Form von Entzündung. (pok)

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Foto: iStock So sehen Lymphozyte­n aus: Sie machen Bakterien unschädlic­h.

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