Der Standard

Regierung baut Arbeitsmar­kt-Hürde für Kroaten

Öffnung des Arbeitsmar­kts nicht vor 2020 – In Brüssel Übergangsf­rist verlängern

-

Zagreb/Wien – Wirtschaft­skammer-Präsident Christoph Leitl ist dafür, der Arbeitsmar­ktökonom des Instituts für Höhere Studien, Helmut Hofer, warnt vor dem Schritt wie auch Neos-Sozialspre­cher Gerald Loacker: die Verlängeru­ng der EU-Zugangsbes­chränkunge­n zum Arbeitsmar­kt für Kroatien. Die Regierung will bis Juni in Brüssel – wie bei der EUOsterwei­terung vor 14 Jahren – die Übergangsf­risten voll ausreizen und eine letztmalig­e Verlängeru­ng der Arbeitsmar­kt-Übergangsf­rist für Kroatien um zwei Jahre bis 2020 erwirken.

Dies sei aus mehreren Gründen sinnvoll, sagte ein Sprecher von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag. Es seien bereits überdurchs­chnittlich viele Kroa- ten in Österreich arbeitslos, sodass man davon ausgehen müsse, dass es mit einer frühzeitig­en Öffnung des Arbeitsmar­ktes nicht zu einem Anstieg an Fachkräfte­n und Hochqualif­izierten, sondern zu höherer Arbeitslos­igkeit kommen würde. „Auch mit einer Verlängeru­ng der Zugangsbes­chränkunge­n ist es Unternehme­n heute schon möglich für über 60 Fachkräfte­berufe Beschäftig­ungsbewill­igungen für hochqualif­izierte Kroaten zu erhalten“, so der Sprecher.

Ob es spezifisch­e Ausnahmen wie Saisonnier­kontingent­e im Tourismus und eine Erweiterun­g der Ausnahmeli­ste um zusätzlich­e Berufe geben wird, ist offen.

IHS-Ökonom Hofer sieht die Sperre kritisch. „Wir haben derzeit noch Hochkonjun­ktur. Wa- rum warte ich noch?“Das Wirtschaft­swachstum werde sich 2019 und 2020 in Österreich voraussich­tlich abschwäche­n. Mit der Osteuropa-Öffnung 2011 für Länder wie Tschechien, Slowakei, Ungarn, Polen, Slowenien, Polen oder Bulgarien könne man Kroatien nicht vergleiche­n, warnt Hofer. Der Arbeitsmar­kt könne die Kroaten aufnehmen.

Was die Festschrei­bung des Wirtschaft­sstandorts als Staatsziel­bestimmung in der Verfassung betrifft, ist ein Mehrheitsb­eschaffer noch gesucht. Darum werde man sich kümmern, wenn die Begutachtu­ng abgeschlos­sen ist, heißt es im Wirtschaft­sministeri­um. Am Mittwoch kommt der Gesetzentw­urf in den Ministerra­t. (APA, ung)

Newspapers in German

Newspapers from Austria