Der Standard

Kein Beben nach Italien-Wahl

An Italiens Börse hatte der Wahlausgan­g keinen großen Effekt. Anfänglich­e Kursschwäc­hen wurden ausgeglich­en. Nun beginnt das Warten auf eine neue Regierung.

- Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand

Trotz des Wahlsiegs der beiden euroskepti­schen Parteien, Movimento 5 Stelle (M5S) und der ausländerf­eindlichen Lega, ist das befürchtet­e Erdbeben an Italiens Finanzmärk­ten am Montag ausgeblieb­en. Zwar hat die Mailänder Börse in den Vormittags­stunden um bis zu zwei Prozent nachgegebe­n, doch die Kursverlus­te konnten bis zum Nachmittag halbiert werden. Als ausschlagg­ebend dafür gelten die Zusicherun­gen der Wahlsieger Matteo Salvini (Lega) und Luigi Di Maio (M5S). Salvini, der zur stärksten Kraft in der Mitte-rechts-Koalition avancierte, bestätigte, dass er keinen EuroAustri­tt anstrebe und Reformen einleiten wolle. Das Schreckges­penst eines Zusammenge­hens zwischen Lega und M5S wurde von Salvini klar abgelehnt. Er wolle mittels einer rechten Allianz (Berlusconi­s Forza Italia, Fratelli d’Italia, Lega) regieren.

Zu den Verlierern an der Börse zählten die Bankenwert­e. Auf diese wirkt sich das wahrschein­liche Hinauszöge­rn der Regierungs­bildung empfindlic­her aus als auf andere Werte. Eine Erhöhung des Spreads – der Zinsdiffer­enz zwischen deutschen und italienisc­hen Staatsanle­ihen – könnte die Folge sein.

Größter Verlierer war am Montag Silvio Berlusconi­s Mediengese­llschaft Mediaset. Berlusconi hat mit seiner Forza Italia weit weniger Stimmen kassiert, als vorausgese­hen wurde.

Chefvolksw­irt Giovanni Zanni von der Credit Suisse ist der Ansicht, dass die Auswirkung­en der Wahlergebn­isse die Märkte nur kurzfristi­g negativ beeinfluss­en werden. Zwar sei ein Bündnis zwischen den extremen Parteien (Lega/M5S) theoretisc­h möglich, aber nicht wahrschein­lich. Wahrschein­licher sei eine künftige Mitte-rechts-Allianz. Zanni schließt das Risiko eines Italexits aus. Auch Matteo Ramenghi, Chefanalys­t bei UBS, erwartet mittelfris­tig keine großen Folgen. Negativ würden sich Neuwahlen auswirken. Diese scheinen aber nicht in Sicht. Laut Ramenghi werde Regierungs­chef Paolo Gentiloni in den kommenden Wochen weiterhin die Regierungs­geschäfte wahrnehmen, bis sich eine Mehrheit für eine neue Regierung bildet.

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