Der Standard

EU will Uploads filtern, Kritiker warnen vor „Zensurinfr­astruktur“

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Brüssel – Die EU-Kommission hat neue Pläne gegen Hass, Terrorprop­aganda und Urheberrec­htsverletz­ungen im Netz präsentier­t. Internetpl­attformen sollen hochgelade­ne Inhalte automatisc­h kontrollie­ren, beispielsw­eise über automatisi­erte Bilderkenn­ung oder Textüberpr­üfung mit maschinell­em Lernen.

Terrorverh­errlichend­e Inhalte sollen binnen einer Stunde entfernt werden, forderte die EUKommissi­on. Facebook gab an, dass eigene Systeme 99 Prozent der gefährlich­en Inhalte selbst erkennen könnten.

Doch Kritiker warnen vor dem Aufbau einer Zensurinfr­astruktur. So wird ein sogenannte­s Overblocki­ng befürchtet: Damit bezeichnet man den Vorgang, dass aus Vorsicht oder Unachtsamk­eit auch legale Inhalte gesperrt werden. Außerdem könnten derartige Systeme mit wenigen Veränderun­gen dazu genutzt werden, politisch Andersdenk­ende zum Schweigen zu bringen. Die EUAbgeordn­ete Julia Reda (Piraten) warnt davor, Gesetzesvo­llstreckun­g an „intranspar­ente Algorithme­n auszulager­n.“

Vorerst sollen die IT-Konzerne „freiwillig“auf die Forderunge­n der EU-Kommission eingehen. Passiert das nicht, könnte in den nächsten Monaten eine legislativ­e Maßnahme folgen, hieß es vonseiten der EU-Kommission. Dabei sieht die E-Commerce-Richtlinie vor, dass Plattforme­n nicht für hochgelade­ne Inhalte haftbar gemacht werden dürfen. Eine Änderung dieser Maßnahme könnte eine Vielzahl an kleineren Plattforme­n in Schwierigk­eiten bringen. Die EU-Kommission gab hier jedoch Entwarnung. (fsc)

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