Der Standard

Die Lehre aus der Stümperei

- Gerald John

Es geht nicht nur um die Tatsache, sondern auch um das Timing: Selbst wenn man Eva Glawischni­g mit viel gutem Willen zugestehen will, dass sie idealistis­cher Veränderun­gswille zu Novomatic trieb, ist der Zeitpunkt schlicht zum Kopfschütt­eln. Einen solchen Schritt just einen Tag vor einer für die eigene Partei heiklen Wahl zu verkünden, zeugt von sagenhafte­r Instinktlo­sigkeit – oder von viel aufgestaut­em Zorn auf grüne Exkollegen.

Die größten Feinde sitzen bei dieser Partei oft im eigenen Lager, so auch in Kärnten selbst. Einmal mehr haben sich die Grünen als unfähig erwiesen, Konflikte so zu lösen, dass nicht flächendec­kend verbrannte Erde zurückblei­bt. Das gilt nicht nur für Exlandessp­recherin Marion Mitsche, die aus Frust über ihre Niederlage bei der grünen Listenwahl mit einer aussichtsl­osen wie wahnwitzig­en Gegenkandi­datur gleich die ganze Bewegung mit nach unten zog. Auch Frontmann Rolf Holub hat bisweilen Öl ins Feuer gegossen und beim Krisenmana­gement versagt.

Dennoch dürfen die Grünen aus der Erfahrung der heurigen drei Wahlen Hoffnung schöpfen: Sie wissen nun, dass sie ihr Schicksal in eigenen Händen halten. Wie die Daten aus Kärnten nahelegen, war es in erster Linie nicht der strahlende Konkurrent von der SPÖ, der Stimmen kostete, sondern die eigene Stümperei. Dass Profession­alität hilft, zeigen die respektabl­en Resultate in Tirol und Niederöste­rreich: Der Fall ins Bodenlose ist kein Naturgeset­z.

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