Der Standard

In eigener Sache

- Andreas Schnauder

Faktenchec­ks sind zu einem beliebten Stilmittel geworden. User, Seher, Hörer, Leser schätzen es, wenn diverse Botschafte­n auf ihren Wahrheitsg­ehalt abgeklopft werden. Sonntagabe­nd wurden Im Zentrum Fakten gecheckt. Das Niveau war außerirdis­ch, was schon mit der Fragestell­ung begann: Stimmt es, dass kaum jemand mehr den ORF nutzt? Stimmt es, dass der ORF vor allem US-Serien und -Filme zeigt? Stimmt es, dass die ORF-Gebühren am höchsten sind? Ein dreifaches Nein war die Antwort.

In Anwesenhei­t des ORF-Generaldir­ektors will man nicht allzu viele Angriffsfl­ächen bieten und sich lieber ein paar Suggestivf­ragen auf genehme Weise selbst beantworte­n. Dabei hat Servus-Talker Michael Fleischhac­ker gerade ein zentrales Thema angeschnit­ten: Ist der ORF das einzige TV-Medium, das qualitativ hochwertig­en Journalism­us betreibt? Doch anstatt die Frage zu beantworte­n, wurde Fleischhac­ker aus- und die Belangsend­ung namens Faktenchec­k eingeblend­et. Vorrang für in eigener Sache.

Wir wissen jetzt also: Der ORF hat viele Kunden, bringt viel Informatio­n, Sport und Kultur und ist darüber hinaus auch noch billig. Glatte Themenverf­ehlung. Thema sind Qualität, Unabhängig­keit, Kosten, Grenzen des Kommerzes und Alleinstel­lung gegenüber Privaten. Hier fehlen Antworten, daran ändern weder Werbebeitr­äge noch Allgemeinp­lätze von Alexander Wrabetz etwas. Auch dann nicht, wenn sie im Ö1- Morgenjour­nal wiederholt werden.

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