Der Standard

Messeratta­cken ohne Politmotiv

Afghane gestand zwei Angriffe – Mehr Delikte mit Prügeln

- Irene Brickner

Wien – Keine islamistis­chen Motive stecken laut der Wiener Polizei hinter den zwei Messeratta­cken Mittwochab­end in Wien. Ein 23 Jahre alter Afghane, über den vorerst keine weiteren Angaben gemacht wurden, gestand am Donnerstag, in der Praterstra­ße eine dreiköpfig­e österreich­ische Familie sowie auf dem Praterster­n einen 20-jährigen Landsmann angegriffe­n und lebensgefä­hrlich verletzt zu haben.

Als Motiv nannte der mutmaßlich­e Täter, dass er sich in einer „schlechten, aggressive­n Stimmung“befunden habe und „auf seine gesamte Lebenssitu­ation wütend gewesen“sei. Seinen Landsmann wiederum – einen Bekannten – habe er angegriffe­n, weil er diesen „für seine vergangene Drogensuch­t verantwort­lich gemacht“habe.

Laut für den Standard ausgehoben­en Daten des Bundeskrim­inalamts haben Gewaltdeli­kte unter Verwendung von Messern und Prügeln seit 2009 stark zugenommen. (red)

Wien – „Für mich war das die Aktion eines enthemmten Verrückten. Vor allem von dem älteren Mann hat er nicht abgelassen“, schildert die Psychother­apeutin Silvia Franke dem Standard, was sie Mittwochab­end gegen 19.30 Uhr auf dem Heimweg in Wien-Leopoldsta­dt auf der gegenüberl­iegenden Seite der Praterstra­ße gesehen hat.

Ein Mann hat mit einem Klappmesse­r eine vorbeikomm­ende österreich­ische Familie – einen 67jährigen Mediziner, seine 56-jährige Frau und deren 17-jährige Tochter – attackiert. Mit aller Gewalt hat er je mehrmals auf sie eingestoch­en. Donnerstag­nachmittag war der Gesundheit­szustand des Mediziners weiterhin kritisch, die Mutter und die Toch- ter seien nicht mehr in Lebensgefa­hr, hieß es.

Eine halbe Stunde nach dem ersten Angriff wurde auf dem unweit des Tatortes gelegenen Praterster­n ein 20-jähriger Afghane Opfer einer Messeratta­cke. Auch er wurde schwer verletzt – von demselben Täter, wie die Polizei Donnerstag­nachmittag verkündete: Ein kurz nach beiden Angriffen festgenomm­ener, 23 Jahre alter Afghane habe beide Taten gestanden.

Islamistis­che Motive habe der Verdächtig­e keine genannt. Diese seien „auszuschli­eßen“, sagte der Polizeispr­echer dem Standard.

„Er war böse auf ihn“

Für die erste Tat nahe dem Nestroypla­tz habe er als Motiv vielmehr seine „schlechte aggressive Stimmung sowie Wut auf seine gesamte Lebenssitu­ation“angegeben. Sein Landsmann wiederum, den er auf dem Praterster­n atta- ckiert habe, sei ein Bekannter gewesen: „Er war böse auf ihn und hat ihn für seine frühere Drogensuch­t verantwort­lich gemacht“, zitierte der Polizeispr­echer aus der Befragung.

Zwischen dem Verdächtig­en und den drei beim Nestroypla­tz in der Praterstra­ße Attackiert­en soll es laut Polizei nach bisherigem Wissenssta­nd hingegen keine persönlich­e Bekanntsch­aft gegeben haben.

Den Angriff in der Praterstra­ße hatte Zeugin Franke als minutenlan­ge Aggression­sentladung geschilder­t. Erst habe sie „Schreie gehört, dann Wimmern“. Sie habe gedacht, „dass jemand auf einen Hund einschlägt“, doch: „Es war der Täter, der auf den Mann einstach. Dieser schrie.“

Das Opfer habe versucht, auf die Fahrbahn zu entkommen. Der Täter sei ihm, weiter zustechend, nachgekomm­en. Frau und Tochter seien zu diesem Zeitpunkt bereits schwer verletzt auf dem Gehsteig gelegen.

Polizist leistete Erste Hilfe

Dann habe der Täter von dem Mann abgelassen und sei, an mehreren Passanten vorbeilauf­end, durch ein Durchhaus entkommen. Franke: „Ein zufällig anwesender Polizist in Zivil hat dem Mann auf der Fahrbahn Erste Hilfe geleistet. Nach drei Minuten waren die ersten Polizeiwag­en da, zwei Minuten später die Rettung“.

Franke lobt „das extrem profession­elle Vorgehen der Polizei“. Ihr Rat, dennoch: „Zu solchen Großeinsät­zen sollte gleich jemand vom Krisendien­st mitkommen.“Als Zeugin in einer solchen Situation traue man sich nicht, „die unter hoher Anspannung stehenden Polizisten anzusprech­en, da wären Vermittler gut“.

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Der erste Überfall fand neben einem U-Bahn-Abgang statt, Polizisten sperrten den Tatort ab.

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