Der Standard

Ein Klaps für János

-

Also doch. So weit gehen die Geduld und die innere Nähe des türkisen Kanzleramt­s und der ÖVP mit dem und zum ungarische­n Orbán-Regime doch nicht, dass man dessen den Provokatio­nen ganz unwiderspr­ochen lässt. Kanzleramt­sminister Gernot Blümel hat dem ungarische­n Kanzleramt­sminister János Lázár telefonisc­h sein Missfallen über ein Video ausgedrück­t, in dem dieser Wien als schmutzige­s, von dubiosen fremden Gestalten beherrscht­es Elendsquar­tier dargestell­t hat – für den ungarische­n Wahlkampf.

Exkurs: Die Messeratte­ntate eines offenbar schwer gestörten jungen Afghanen und die Gewaltneig­ung in bestimmten Zuwanderer­gruppen sind etwas, womit man sich eingehend (und seriös) beschäftig­en muss. Aber was der ungarische Kanzleramt­sminister, rechte Hand von Viktor Orbán, da im völlig ruhigen Favoriten gesehen haben will, ist zugleich lächerlich und hetzerisch. So wie Orbáns Kampagne über nichtexist­ente Pläne von US-Philantrop George Soros zur Flutung Europas mit Muslimen.

Das ist jetzt offenbar Sebastian Kurz zu viel geworden (offiziell sagt er, er habe das Video nicht gesehen, sei aber für ein „respektvol­les Miteinande­r“). Die ÖVP war bisher immer der Fürspreche­r der Orbán-Partei in der Dachorgani­sation Europäisch­e Volksparte­i – trotz Orbáns Politik einer „illiberale­n Demokratie“. Jetzt gibt man ihm und seinem Handlanger halt einen Klaps auf die Hand.

Newspapers in German

Newspapers from Austria