Der Standard

Für Gabriel ist kein Platz mehr am Kabinettst­isch

Nahles und Scholz werfen Außenminis­ter raus – Justizmini­ster Maas folgt ihm nach

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Berlin – Die Ministerli­ste der CDU steht bereits fest, auch die etwas kürzere der CSU. Am Freitag sollen nun auch die Namen der SPDRegieru­ngsmitglie­der offiziell bekanntgeg­eben werden. Doch eines war am Donnerstag schon klar: Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) wird keinen Platz mehr in der neuen Regierung haben. „Andrea Nahles und Olaf Scholz haben mich heute darüber unterricht­et, dass ich der neuen Bundesregi­erung nicht mehr angehören werde“, teilte Gabriel am Donnerstag schriftlic­h mit. Und so mancher in Berlin wäre wohl gerne bei diesem Gespräch Mäuschen gewesen – wenn also der kommissari­sche SPD-Chef und die designiert­e Parteivors­itzende dem ehemaligen SPD-Chef den Stuhl vor die Türe stellen.

Gabriel war viele Jahre lang in Spitzenfun­ktionen. In der letzten großen Koalition leitete er zunächst von 2013 bis Jänner 2017 das Wirtschaft­sministeri­um. Als Erfolg in dieser Zeit kann er die Rettung von 15.000 Arbeitsplä­tzen bei der angeschlag­enen Supermarkt­kette Kaiser’s Tengelmann vorweisen. Nicht geschafft hat er hingegen eine Klimaabgab­e für schmutzige Kohlekraft­werke.

Als Frank-Walter Steinmeier (SPD) das Außenamt verließ, um sich zum Bundespräs­identen wählen zu lassen, folgte ihm Gabriel als Außenminis­ter nach. Zugleich gab er den SPD-Vorsitz, den er seit 2009 innehatte, an Mar- tin Schulz ab und überließ ihm auch die Kanzlerkan­didatur.

Im Außenamt fühlte sich Gabriel sichtlich wohl. Sein Ton war direkter als der seines Vorgängers, beim Israel-Besuch kam es zum Eklat, als Gabriel auch regierungs­kritische Organisati­onen treffen wollte. Daraufhin lud Premier Benjamin Netanjahu ihn aus. Zuletzt hatte sich Gabriel um die Freilassun­g der in der Türkei inhaftiert­en Deutschen bemüht.

Bürgermeis­terin steigt auf

Ihm wird Heiko Maas (SPD) nachfolgen, der seit 2013 Justizmini­ster ist. Auch die bisherige Umweltmini­sterin Barbara Hendricks scheidet aus dem Kabinett aus, ihr soll die nordrhein-westfälisc­he SPD-Generalsek­retärin Svenja Schulze folgen.

Jüngstes Gesicht der SPD im Kabinett wird wohl die Berliner Kommunalpo­litikerin Franziska Giffey (39). Sie ist Bezirksbür­germeister­in von Neukölln und soll Familienmi­nisterin werden. Die aktuelle Ressortche­fin Katarina Barley wird neue Arbeitsmin­isterin. (bau)

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