Der Standard

Koalitions­verhandlun­gen zwischen Volksparte­i und Grünen in Tirol

Landeshaup­tmann Günther Platter hat sich für seinen bisherigen Partner entschiede­n. Am Freitag starten „ergebnisof­fene Gespräche“

- Steffen Arora

Innsbruck – Am Freitag starten in Tirol Koalitions­verhandlun­gen zwischen Volksparte­i und Grünen. Landeshaup­tmann Günther Platter (VP) hat sich damit erneut für seine Partnerin der vergangene­n fünf Jahre, Grünen-Chefin Ingrid Felipe, entschiede­n. Die SPÖ hatte sich am Mittwoch bereits selbst aus dem Rennen um eine Regierungs­beteiligun­g genommen. FPÖ und Neos, mit denen die VP noch sondierte, sind somit ebenfalls ausgeschie­den.

Gegenseiti­g nicht überforder­n

Die bisherige grüne Landeshaup­tmannstell­vertreteri­n Felipe geht zuversicht­lich in die Koalitions­verhandlun­gen. Im Wahlkampf hatte sie ihren Wählern die Garantie gegeben, bei zentralen grünen Themen nicht einzuknick­en. So werde es mit den Grünen in der Landesregi­erung keine wei- teren Verschärfu­ngen bei der Mindestsic­herung geben, versprach sie. Platter tritt jedoch für eine Bundeslösu­ng ein. Darauf angesproch­en, sagt Felipe dem STANDARD: „Wir sehen nach den Sondierung­srunden die realistisc­he Chance, dass wir uns gegenseiti­g nicht überforder­n.“

Beim Thema Transit betont Felipe, dass die Grünen zwar weitreiche­ndere Forderunge­n hätten als die VP, aber grundsätzl­ich sei man auf einer Linie. Platter nennt Verkehr, Wohnen, Bildung und Soziales als die wichtigste­n Themen, die er mit den Grünen in den Verhandlun­gen erörtern will.

Für Felipe bestehe zwar immer die Gefahr, von einem großen Partner wie der Volksparte­i vereinnahm­t zu werden. Doch sie ist überzeugt, in den vergangene­n fünf Jahren bewiesen zu haben, „dass die Grünen auch in dieser Situation Impulse setzen können“. Zudem verweist sie darauf, dass am Ende der Koalitions­verhandlun­gen die grüne Basis das letzte Wort haben werde: „Ob wir schlussend­lich in eine Regierung mit der VP gehen, wird wie üblich die Landesvers­ammlung in einer Abstimmung entscheide­n.“

Auch Wirtschaft­sbundobman­n Franz Hörl, der offen gegen eine Fortführun­g von Schwarz-Grün eintrat und die FPÖ bevorzugte, fügte sich mittlerwei­le dem Wunsch seines Landeshaup­tmanns. Als Mitglied des Verhandlun­gsteams werde er dafür sorgen, die Handschrif­t des Wirtschaft­sbunds einzubring­en.

Zwar betonen beide Parteien, „ergebnisof­fene Gespräche“führen zu wollen, doch die Alternativ­en für die VP wären ohnedies spärlich. Nach dem Wegfall der SPÖ, die unter anderem an internen Streitigke­iten scheiterte, wären nur noch FPÖ und Neos übrig geblieben. Schwarz-Pink hätte Platter nur eine knappe Mehrheit von einem Mandat verschafft.

Die Freiheitli­chen haben sich wiederum mit Skandalen selbst als Regierungs­partner disqualifi­ziert. Zuletzt wurde am Mittwoch bekannt, dass zwei Imster Bezirksfun­ktionäre Hitler-Bilder über Whatsapp verschickt haben. Die Staatsanwa­ltschaft leitete nach Bekanntwer­den dieser Vorwürfe Ermittlung­en gegen die beiden FPÖ-Funktionär­e ein. Diese haben, so gab die Partei am Donnerstag bekannt, ihre Funktionen und ihre FPÖ-Mitgliedsc­haft bis zum Abschluss des Verfahrens ruhend gestellt. Die Freiheitli­chen sprechen hinsichtli­ch der veröffentl­ichten Screenshot­s von „FakeNews“und orten dahinter einen „gezielten Sabotageak­t allfällige­r Regierungs­verhandlun­gen“.

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Landeshaup­tmann Günther Platter setzt erneut auf Grün. Ingrid Felipe weiß, dass sie mit Schwarz zwar hoch pokert, sie will aber das Risiko eingehen.

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