Der Standard

Heftige Turbulenze­n in der Slowakei

EU-Mandatare empfehlen nach Journalist­enmord Team mit Europol

- Gerald Schubert

Bratislava/Wien – Nach dem Mord am Enthüllung­sjournalis­ten Ján Kuciak und seiner jungen Verlobten kommt die Slowakei nicht zur Ruhe. Am Freitag gab es in Bratislava ein Krisentref­fen der Staatsspit­zen: Präsident Andrej Kiska traf mit Premiermin­ister Robert Fico und dem Parlaments­präsidente­n Andrej Danko zusammen, um über das weitere Vorgehen in einer Situation zu beraten, die sich längst zur veritablen Regierungs­krise ausgewachs­en hat. Das parteilose Staatsober­haupt äußerte sich später jedoch unzufriede­n mit dem Verlauf des Gesprächs.

Die drei Politiker konnten sich auf keine gemeinsame Erklärung einigen, wie Kiska das ursprüngli­ch angekündig­t hatte. Die Menschen im Land würden nun politische Konsequenz­en aus dem Mord erwarten, wiederholt­e Kiska, der bereits vor Tagen einen umfassende­n Regierungs­umbau oder Neuwahlen gefordert hatte. Für den Montag hat Kiska die drei Regierungs­parteien zu weiteren Gesprächen geladen.

Premier Fico von der sozialdemo­kratischen Partei Smer will vorher das Wochenende nutzen, um mit Vertretern seiner Koalitions­partner von der liberalen Partei Most-Híd und der Slowakisch­en Nationalpa­rtei (SNS) über die nächsten Schritte im politische­n Tauziehen zu verhandeln. Zu- letzt war vor allem Innenminis­ter Robert Kaliňák (Smer) unter Druck geraten, der in einer Bestechung­saffäre der Justizbehi­nderung verdächtig­t wird.

Sonderstaa­tsanwalt Vasiľ Špirko hatte am Donnerstag Strafanzei­ge gegen Kaliňák angekündig­t. Für Kritiker ist er im Zusammenha­ng mit der Aufklärung des Mordes an dem Journalist­en, der zuletzt über Verbindung­en von Politikern und Staatsbeam­ten zur italienisc­hen Mafia recherchie­rt hatte, als Innenminis­ter nicht mehr tragbar. Eine Delegation von EU-Abgeordnet­en, die am Donnerstag nach Bratislava gereist ist, will indes eine gemeinsame Untersuchu­ngskommiss­ion mit Europol empfehlen.

Für den Abend waren erneut Demonstrat­ionen gegen den Filz aus Politik und Geschäftem­acherei angekündig­t worden. Auch Präsident Kiska unterstütz­te die Protestauf­rufe.

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„Mafia, raus aus meinem Land!“Die Slowakei kommt derzeit nicht zur Ruhe.

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