Der Standard

Eckpunkte für Österreich­s EU-Vorsitz

Kosten von 43 Millionen – Brexit und Budget als Herausford­erungen

- Manuela Honsig-Erlenburg

In geschlosse­ner Eintracht präsentier­ten am Freitag Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und die Fachminist­er Gernot Blümel (ÖVP) und Karin Kneissl (FPÖ) die Schwerpunk­te von Österreich­s EU-Ratsvorsit­z im zweiten Halbjahr 2018. Anders als 1998 und 2006 teilen sich diesmal der für EU-Fragen zuständige Kanzleramt­sminister und die Außenminis­terin die Agenden, die bisher im Außenminis­terium vereint waren. Die Vorbereitu­ng des Vorsitzes ressortier­t im Bundeskanz­leramt. Und das in einem schwierige­n Umfeld, das von der Krise mit Russland ebenso geprägt sei wie von Verstimmun­gen in den internatio­nalen Handelsbez­iehungen oder einem erstarkend­en China, betonte Kurz.

Als größte Herausford­erungen innerhalb der EU sieht Kurz nach wie vor die Abwicklung des EU-Ausstiegs Großbritan­niens sowie die Erstellung des mehrjährig­en EUFinanzra­hmes nach 2020. Beide Themen werden über den österreich­ischen Vorsitz hinaus präsent bleiben. In der Gruppe der Nettozahle­r fühle man sich „sehr wohl“, so Kurz. Trotzdem werde man Fürspreche­r für einen schlanken EU-Haushalt sein.

Österreich selbst wolle einen Schwerpunk­t auf die Schaffung eines Europa legen, „das schützt“. Kurz benennt damit das auch im Regierungs­programm zentrale Thema der Migration. Es werde auch zu diskutiere­n sein, ob das Frontex-Mandat (Grenzschut­zagentur) auszuweite­n sei.

Prinzipiel­l sehe sich Österreich als „neutraler Makler“– eine Rolle, in der man auch zwischen Ost und West vermitteln wolle. Die Heranführu­ng der Länder Südosteuro­pas definiert Kneissl ebenfalls als Schwerpunk­t. Bereits Anfang Juli werde es dazu eine Konferenz geben. Als mögliches EUBeitritt­sdatum für Serbien und Montenegro steht derzeit das Jahr 2025 im Raum.

Im Bereich der EU-Außenpolit­ik will Kneissl EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini, „wo es erforderli­ch und erwünscht ist“, vertreten.

Gipfel in Salzburg

In eine intensive Phase falle der Ratsvorsit­z nicht zuletzt deswegen, weil im Frühjahr 2019 die EU-Wahlen vor der Türe stünden, betonte Blümel, der gleich nach der Präsentati­on ins derzeitige Vorsitzlan­d Bulgarien aufbrach, um in Sofia über den künftigen EU-Finanzrahm­en zu verhandeln.

Regional werden die etwa 300 Veranstalt­ungen vor allem in Wien stattfinde­n, der Gipfel der Staats- und Regierungs­chefs geht am 20. September in Salzburg über die Bühne. Insgesamt wolle man im Budgetrahm­en des letzten EU-Vorsitzes 2006 bleiben. Damals wurden 43 Millionen Euro investiert.

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