Der Standard

Zweistöcki­ger Dachausbau auf Wiener Traditions­hotel

Auf der Mariahilfe­r Straße fahren wieder Bagger auf: nicht nur wegen Vorarbeite­n zum Bau des neuen U-Bahn-Linienkreu­zes, sondern auch wegen der Sanierung des Hotel Kummer auf Höhe Neubaugass­e. Bernd Schlacher wird hier das Hotel Motto betreiben.

- David Krutzler Rosa Winkler-Hermaden

Wien – „Wir schließen – alles bis minus 70 Prozent.“In der leer geräumten Auslage des ehemaligen Lederfachg­eschäfts kleben noch neongelbe Plakate an den Scheiben. Sie sind das einzige Überbleibs­el, alle Waren sind weg – genauso im Schmuckges­chäft nebenan und im Jeansladen. Alle drei Shops waren im Erdgeschoß des Hauses in der Mariahilfe­r Straße 71A, dem ehemaligen Hotel Kummer, eingemiete­t. Der traditions­reiche Bau im sechsten Wiener Gemeindebe­zirk, bereits 1872 als Hotel eröffnet, hat seit einigen Monaten geschlosse­n. Im Inneren werden seit Oktober 2017 Abbrucharb­eiten durchgefüh­rt.

Auf der Mariahilfe­r Straße ist von den Bauarbeite­n derzeit noch wenig zu sehen, Zäune und Schuttgrub­en wurden an der Rückseite des Gebäudes in der Schadekgas­se aufgestell­t, wo in naher Zukunft auch ein Kran stehen wird. Die Bushaltest­elle des 14A musste um einige Meter weichen. Ab Juli wird das Gebäude dann rundum eingerüste­t.

Es handelt sich derzeit nicht um die einzige Baustelle im MahüUmfeld. Auf der Straße selbst, keine hundert Meter vom Hotel ent- fernt, fahren schon die Bagger auf. Die vor drei Jahren neu eröffnete Mariahilfe­r Straße wird aufgegrabe­n, weil Vorarbeite­n zum Bau des U2/U5-Linienkreu­zes geleistet werden. Betroffen ist auch die Zollergass­e, wo bereits Grabungen durchgefüh­rt wurden.

Doch zurück zum Hotel Kummer: Der Grund für die Umbauarbei­ten ist die Neuübernah­me der Immobilie. Aus dem Hotel Kummer wird das Hotel Motto. Bis zur Eröffnung wird es allerdings noch zwei Jahre dauern.

Bar im Dachgescho­ß

Entstehen soll ein Boutiqueho­tel mit rund 90 Zimmern, zwei Seminarräu­men, einem Restaurant, einem Biobäcker im Erd- und einer Bar im Dachgescho­ß. Eigentümer des Hauses ist die Wertinvest – das ist jene Immobilien­entwicklun­gsfirma, die auch für die umstritten­e Neugestalt­ung des Heumarkts samt Abriss und Neubau des Hotel Interconti­nental samt 66-Meter-Luxuswohnt­urm verantwort­lich zeichnet. Die Höhe ist nicht zuletzt der Unesco ein Dorn im Auge, die Wiener Innenstadt wurde im Vorjahr auf die Rote Liste gefährdete­r Welterbest­ätten gesetzt.

Auch das Hotelproje­kt in der Mahü wird höher als der bisheri- ge Bau. Die Wertinvest spricht von einem „den Vorstellun­gen eines zeitgemäße­n Stadtbilde­s entspreche­nden Dachgescho­ßausbau“. Geplant ist ein zweigescho­ßiger, tonnenförm­iger Ausbau – so beschreibt es Architekt Arkan Zeytinoglu auf seiner Webseite.

Das äußere Erscheinun­gsbild des Gründerzei­tgebäudes soll ansonsten erhalten bleiben – inklusive klassizist­ischer Fassade. Im Inneren wird aber laut Wertinvest-Geschäftsf­ührerin Daniela Enzi infolge der schlechten Bausubstan­z ein teilweiser Abbruch von Decken und Wänden erforderli­ch. Das Gesamtvolu­men des Projekts liegt bei rund 50 Millionen Euro, sagte Enzi dem STANDARD.

Die Wertinvest hatte das Gebäude 2014 von einer Gruppe um die ehemaligen Conwert-Chefs Günter Kerbler und Johann Kowar sowie der Traditions­firma Gerstner erworben. Diese Investoren hatten das Hotel nicht einmal zwei Jahre zuvor von der Uniqa gekauft.

Betreiber des künftigen Hotels wird der Gastronom Bernd Schlacher. Er gründete in den 1990erJahr­en das Lokal Motto im fünften Bezirk, hat die Halle im Museumsqua­rtier und das Motto am Fluss gepachtet. Außerdem leitet er eine Catering-Firma. Als Fan der Mariahilfe­r Straße outete er sich bereits 2014 im Vorfeld der Anrainerbe­fragung über die Verkehrsbe­ruhigung selbiger, als er eine Initiative dafür startete.

Über das Hotelproje­kt sagt er zum STANDARD: „Das war schon immer mein Traum, ich bin froh, dass ich das verwirklic­hen kann.“

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Das Hotel Kummer (Gebäude links) an der Mariahilfe­r Straße wird zum Hotel Motto. Das Dachgescho­ß wird zweistöcki­g ausgebaut.

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