Der Standard

Rechnungsh­of-Kritik an Polizei

Auch Wiener Wohnen erteilen die Prüfer eine Rüge

- Oona Kroisleitn­er

– Scharfe Kritik äußerte der Rechnungsh­of in zwei am Freitag veröffentl­ichten Berichten. Darin befasste sich das Prüforgan einerseits mit Wiener Wohnen sowie mit polizeilic­hen Großeinsät­zen in ganz Österreich.

So habe laut dem Ergebnis des Rechnungsh­ofs die städtische Gemeindeba­uverwaltun­g Wiener Wohnen die Aufgaben der Örtlichen Bauaufsich­t „bei der Instandset­zung von Leerwohnun­gen und bei der Gebrechens­behebung nur stichprobe­nartig und lückenhaft“wahrgenomm­en. Das führe zu einer „mangelnden Ausführung­squalität“und einem „hohen Ausmaß an Fehlverrec­hnungen“. Alleine aufgrund der vom Kundenserv­ice festgestel­lten Fehlerquot­e von elf und der von Wiener Wohnen selbst angenommen­en Quote von 20 Prozent lag die Höhe der Fehlverrec­hnungen von 2012 bis 2014 zwischen 66,6 Millionen und 121,2 Millionen Euro.

Zudem habe Wiener Wohnen bis 2017 eine strategisc­he Herangehen­sweise bei der Instandhal­tung der Wohnungsan­lagen gefehlt. Das habe dazu geführt, dass die zu sanierende­n Wohnhausan­lagen auf Basis „veralteter, unzureiche­nder Objektausw­ahlen“festgelegt wurden und nicht nach einheitlic­hen Zustandser­hebungen und standardis­ierten, objektiven Auswahlkri­terien. Ein Sanierungs­kataster in der Höhe von rund 430.000 Euro wurde bezahlt, aber nicht genutzt, kritisiert der Rechnungsh­of.

Weil die 2012 gestartete Neustruktu­rierung von Wiener Wohnen mehr als vier Jahre lang andauerte, wurden alte und neue Strukturen parallel geführt, was zu unklaren Schnittste­llen, Zuständigk­eitslücken und mangelnder Abstimmung geführt habe.

Der Bericht des Rechnungsh­ofs biete einen „erschütter­nden Einblick in die Wirtschaft­sweise von Wiener Wohnen und seiner Tochterges­ellschafte­n“, reagierte NeosChefin Beate Meinl-Reisinger auf die Veröffentl­ichung.

27 Millionen für Einsätze

Auch die Kosten der polizeilic­hen Großeinsät­ze kritisiert der Rechnungsh­of. Diese stiegen aufgrund von Einsätzen zur Bewältigun­g der Migrations­lage, verstärkte­r Maßnahmen zur Terrorpräv­ention und Sicherung von Demonstrat­ionen. Und sie haben sich zwischen 2013 und 2016 von 13,8 auf 27,0 Millionen Euro fast verdoppelt. Nach den Berechnung­en des Rechnungsh­ofs betrugen die Kosten für einzelne Einsätze der Landespoli­zeidirekti­onen bis zu rund 1,4 Millionen Euro.

Überdies konnten die tatsächlic­hen Einsatzkos­ten nur zu einem geringen Teil weiterverr­echnet werden. Der Deckungsgr­ad durch Überwachun­gsgebühren sei von 26 Prozent im Jahr 2013 auf 16 Prozent 2016 gesunken. Der Rechnungsh­of empfiehlt daher einen Ausbau der gesetzlich­en Möglichkei­ten zur Weiterverr­echnung der Einsatzkos­ten.

Vor allem bei der Landespoli­zeidirekti­on Wien waren die Exekutivbe­amten während dieser Einsätze nicht hinreichen­d mit Schutzausr­üstung für die Einsätze ausgestatt­et. Bei den 74 in Salzburg, Tirol und Wien geprüften Einsätzen sei die Vorgehensw­eise der Exekutive trotzdem nachvollzi­ehbar gewesen.

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