Der Standard

Vom Aussteiger zum König der Kalamata- Oliven

Olivenöl gehört zu den wichtigste­n Exportware­n Griechenla­nds. Seine Chance witterte der Aussteiger Fritz Bläuel bereits früh: Der Niederöste­rreicher gehört mit seinem Unternehme­n Mani mittlerwei­le zu den größten Olivenprod­uzenten im Biobereich.

- Nora Laufer

Wien – Eigentlich wollte Fritz Bläuel in den 1970er-Jahren am Peloponnes eine Art Kommune gründen. Der gebürtige Niederöste­rreicher hat damals sein Medizinstu­dium abgebroche­n und ist mit einigen Freunden nach Griechenla­nd ausgewande­rt. Der Traum des gemeinsame­n Zusammenle­bens ist schnell zerplatzt, Bläuel heuerte bei einem Olivenbaue­rn an, um als Erntehelfe­r ein wenig Geld zu verdienen. Wenig später exportiert­e der Aussteiger das erste Olivenöl in seine Heimat. Damit wurde der Grundstein für Mani gelegt, erzählt Felix Bläuel, Sohn des Gründers und heutiger Geschäftsf­ührer.

Oliven werden für die Ölprodukti­on nicht – wie viele andere landwirtsc­haftliche Produkte – als Frucht verkauft, sondern in bereits flüssiger Form gehandelt. Der Grund dafür ist die kurze Zeitspanne, innerhalb der Oliven verarbeite­t werden müssen: „Idealerwei­se liegen nicht mehr als 20 Stunden zwischen der Ernte und der Verarbeitu­ng“, sagt Bläuel. Oliven brauchen mehr als zehn Monate, bis sich aus der Blüte Früchte entwickeln. Diese werden dann zwischen November und Februar geerntet. „Jedes Dorf hat seine eigene Presse“, erzählt der 33-jährige Unternehme­r, der auf der griechisch­en Halbinsel aufgewachs­en ist. „Abends kommen die Bauern zusammen und lassen die Oliven pressen.“

Vor zwei Jahrzehnte­n wurde die Maische noch mithilfe einer Stempelpre­sse zerquetsch­t – daher auch der Name „kaltgepres­st“–, mittlerwei­le werden die Oliven in einem Hammerwerk zerkleiner­t. „Es ist jetzt nicht mehr ganz so romantisch“, sagt Bläuel: „Kaltgepres­stes Olivenöl nach EU-Standard gibt es heute praktisch nicht mehr.“Nach der Zerkleiner­ung wird das Wasser vom Öl getrennt, übrig bleibt eine „grasgrüne“Flüssigkei­t: „Letztendli­ch ist es Fruchtsaft.“Für einen Liter Olivenöl werden vier bis acht Kilogramm der Steinfrüch­te benötigt. „Die Olive, von der man das Öl macht, ist aber eine andere, als jene, die man isst“, erklärt Bläuel.

Mani selbst besitzt keine Olivenhain­e, die Früchte stammen von rund 300 griechisch­en Land- wirten, mit denen das Unternehme­n kooperiert. Der Großteil davon produziert Oliven in Bioqualitä­t, sagt Bläuel. Rund 700 Tonnen Olivenöl und 300 Tonnen Oliven pro Jahr verkauft das Unternehme­n, der Umsatz liegt bei über zehn Millionen Euro. Laut dem Geschäftsf­ührer gehört der Betrieb mit rund 50 Mitarbeite­rn damit in der Branche „noch immer zu den Kleinen“.

Kalamata-Königinnen

Weltweit werden rund 90 Prozent der Oliven zu Öl gepresst. Auch bei Mani liegt der Fokus auf der Ölprodukti­on, dennoch machen Oliven rund 40 Prozent des Umsatzes aus. Während die Kalamata-Oliven – „die Königinnen“, wie Bläuel sie bezeichnet – auf den 40- bis 100-jährigen Bäumen heranreife­n, werden grüne Oliven noch unreif geerntet. Im Rohzustand ist die Frucht ungenießba­r und wird daher in der Regel in einer chemischen Lauge ausgewasch­en. Dadurch verlieren die Früchte innerhalb eines Tages ihre Bitterstof­fe: „Deshalb schmecken alle grünen Oliven ungefähr gleich“, sagt Bläuel. Um den Qualitätsv­erlust zu vermeiden, legt das Unternehme­n die Früchte bis zu fünf Monate in einer Salzlauge ein, erklärt der Geschäftsf­ührer den Preisunter­schied im Supermarkt. Mittlerwei­le exportiert Mani seine Ware bis nach China und in die USA, 90 Prozent des Umsatzes macht das Unternehme­n nach wie vor im deutschspr­achigen Raum. „Die Wertschöpf­ung soll aber in der Region bleiben“, sagt Bläuel. Auch deshalb werde das Öl nach wie vor am Peloponnes abgefüllt.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria