KOPF DES TAGES
Italiens erster schwarzer Senator
Im Wahlkampf posierte Tony Iwobi in T-Shirts, auf denen der Schriftzug „No Invasione“prangte. „Die illegale Immigration“, dozierte der 62Jährige bei seinen Auftritten bei Lega-Veranstaltungen, „ist der Anfang von sozialen Ungerechtigkeiten und von Sicherheitsproblemen, wie der Einreise von Terroristen. Und je mehr angebliche Flüchtlinge landen, desto größer wird das Chaos in Italien und desto größer wird die Gefahr von rassistischem Verhalten.“
Er rede bewusst von „angeblichen Flüchtlingen“, denn: „Die wenigsten von ihnen fliehen vor Krieg.“Iwobi, der in Nigeria mit zehn Geschwistern aufgewachsen ist, war 1976 ebenfalls nicht vor einem Krieg aus seiner afrikanischen Heimat geflüchtet, sondern mit einem Studentenvisum nach Italien gereist. Dort hat er dann Buchhaltung und später Informatik studiert und in der Nähe von Bergamo eine Italienerin geheiratet, mit der er zwei Töchter hat.
Inzwischen ist er Großvater und Geschäftsführer eines kleinen Beratungsunternehmens für Computersicherheit. Bereits vor 25 Jahren hat sich Iwobi politisch zu engagieren begonnen: Er trat der fremdenfeindlichen Lega bei, die damals noch Lega Nord hieß. Die Lega sei nicht rassistisch, beteuert Iwobi. Sie setze sich bloß für eine kontrollierte Einwanderung ein.
Seine politische Karriere ist nun mit der Wahl ins Parlament gekrönt worden: Iwobi ist der erste Senator der italienischen Republik mit schwarzer Hautfarbe. Gewählt wurde er in seinem Wohnort Spirano, wo die Lega mit fast 50 Prozent der Stimmen stärkste Partei geworden ist. In Spirano ist Iwobi von 2010 bis 2014 auch schon Gemeinderat gewesen, ehe er von LegaChef Matteo Salvini zum Migrationsexperten der Partei gemacht wurde. Nach seiner Wahl zum Senator dankte er auf seiner Facebook-Seite dem „großen Führer“Salvini, der die Lega bei den Parlamentswahlen vom 4. März zur stärksten Kraft innerhalb des Rechtslagers gemacht habe.
Die Begeisterung der Lega für Iwobi scheint vielen verlogen. So kommt es auch dem ehemaligen Stürmer der italienischen Nationalmannschaft, Mario Balotelli, vor. Der schwarze Fußballer, der nun in Nizza spielt, ist in italienischen Stadion immer wieder mit Bananen beworfen und rassistisch beleidigt worden, nicht zuletzt von Ultras der Lega. Auf Instagram schrieb Balotelli: „Ich bin vielleicht blind, oder vielleicht haben sie ihm nie vorgehalten, dass er schwarz ist. Aber es ist eine Schande!“