Der Standard

Wenn Trump es regnen lässt

- Andreas Schnauder

Es tut sich was in der Weltwirtsc­haft. Kaum hat man sich an ständig nach oben korrigiert­e Wachstumse­rwartungen, Beschäftig­ungsanstie­g und Konsumfreu­de gewöhnt, da tauchen schon wieder ein paar Wolken am Konjunktur­himmel auf. Sie sind zwar noch ziemlich weit weg, doch je nach meteorolog­ischer Strömung kann sich da rasch ein Gewitter zusammenbr­auen. Einer, der seine klimatolog­ische Einflussna­hme bereits unter Beweis gestellt hat, sitzt im Weißen Haus. Er hat das Zeug dazu, das ökonomisch­e Hoch in ein Tief zu verwandeln.

Ist es eine Übertreibu­ng, wenn man in den von Donald Trump angezettel­ten Handelsstr­eitigkeite­n eine Gefahr für die Weltwirtsc­haft sieht? Die von Strafzölle­n bedrohten Stahl- und Aluminiume­xporte in die USA liegen ja nur im Promillebe­reich der Importe der Vereinigte­n Staaten. Doch Unternehme­n reagieren ziemlich allergisch auf klimatisch­e Störungen, und in der aktuell heiklen Lage könnte die Stimmung rasch kippen. Dazu trägt bei, dass die aktuellen Wetterprog­nosen ziemlich optimistis­ch sind. Ein näherer Blick auf jüngste volkswirts­chaftliche Daten lässt eine gewisse Skepsis angebracht erscheinen. Diverse Barometer, bei denen Manager über die Auftragsla­ge oder die Auslastung ihrer Unternehme­n befragt werden, haben sich in den letzten Monaten etwas abgekühlt. Die deutsche Industrie beispielsw­eise produziert­e im Jänner – zum zweiten Mal in Folge – weniger als im Vormonat.

Schon gegen Jahresende 2017 hat sich gezeigt, dass der Konjunktur­motor in der Eurozone nur dank des boomenden Außenhande­ls brummt. Wenn Trump es regnen lässt, reagieren Betriebe rasch verschnupf­t und drosseln Investitio­nen. Zwar würde die US-Wirtschaft von der eigenen Politik am stärksten durchnässt, doch scheinbar werden derartige Kollateral­schäden in Kauf genommen: Hauptsache, es gibt ein ordentlich­es Donnerwett­er.

Newspapers in German

Newspapers from Austria