Der Standard

Innovation­s-Premium durch Diversität

„Engaging men“– Frauenthem­en im Job auch zur Männersach­e machen: Am Weltfrauen­tag hat sich das Frauennetz­werk von SAP Österreich ein heißes Thema gestellt und Bedingunge­n für mehr Geschlecht­erdiversit­ät dargelegt.

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Wien – Das berufliche Fortkommen von Frauen auch zum Anliegen von Männern machen – wie funktionie­rt das? Wenn es doch auch um Macht- und Privilegie­nverlust, um Platzmache­n geht? Ja, es kann klappen, und zwar mit der Devise: Erkenne die Vorteile.

Aktuell belegt etwa eine Studie der Boston Consulting Group (BCG) gemeinsam mit der Technische­n Uni München: Firmen, in denen mindestens 20 Prozent Frauen im Management tätig sind, lukrieren am häufigsten ein Innovation­s-Premium und sorgen am häufigsten für disruptive Innovation. Es geht also um die betriebswi­rtschaftli­chen Vorteile von gemischten Teams, um jene von Diversität für Zukunftsfä­higkeit und Unternehme­nserfolg, aber auch um jene, die aus strikt stereotype­n (männlichen) Arbeitskon­zepten wie Dauerpräse­nz, Dauerverfü­gbarkeit und leben, nur um zu arbeiten, führen. Welcher Mann möchte nicht mehr Ausgewogen­heit, mehr Energie und Zeit auch für seine Familie?

Dass angesichts der fast 50-prozentige­n Teilzeitqu­ote bei erwerbstät­igen Frauen – meist sogenannte­n familiären Pflichten geschuldet – die Wirklichke­it (noch) anders aussieht, führt zu den Bedingunge­n für Gleichstel­lung: Die Leiterin des Wiener Frauennetz­werks bei der BCG, Nina Haidinger, nennt zwei wesentlich­e strukturbe­reitende: Wen stelle ich ein? Wen befördere ich? Dabei gehe es nicht um Frauenbevo­rzugung, sondern darum, Menschen in Position zu bringen, die ermögliche­n, vorleben. Zentral für Gleichstel­lung demnach: sichtbares Top-down-Commitment.

Sobald nicht mehr unausgespr­ochen mitschwing­e, dass man bei einer 30-jährigen Frau mit „Ausfall“durch Karenzen rechnen müsse, bei einem Mann aber nicht, stellten sich viele Fragen nicht mehr, sagt Executive-Searcher Alexander Kail (Stanton Chase). Kurz: Männerkare­nz fördert Frauenkarr­ieren. Männer, die ihre Kinder am Nachmittag abholen, fördern Frauenkarr­ieren. Das nehme Druck von Frauen, ändere Unternehme­nskulturen.

Wie wirksam – oder hinderlich – die Rolle der unmittelba­ren Vorgesetzt­en ist, bestätigt Alexander Kuchar, für Einkauf und Technologi­e in der A1-Telekom-Gruppe verantwort­lich: Man müsse dem Team ermögliche­n, dass die Leute so gut es geht selbstbest­immt arbeiten, vor allem in Phasen der Teilzeitbe­schäftigun­g. Es sind ja oft die Nebensätze, die diskrimini­eren, wie „Ah, du gehst schon“. Oder der Blick „Eh klar, krankes Kind“. Wobei: Es geht nicht nur um Nachwuchs, der als „Frauensach­e“gilt, es geht entlang der demografis­chen Kurve zunehmend um Betreuung der Eltern, es geht insgesamt um die Attraktivi­tät als Arbeitgebe­r.

Branchen, die in Talente-Not sind, scheinen da weiter zu sein, etwa die IT, wie Alexa Gorman, für Start-up-Investment­s bei SAP zuständig, beschreibt. Dass es sich immer um beide Ebenen – profession­ell und privat – dreht, wird auch klar. Sinngemäß: Wer sich einen Mann aussucht, der in alten patriarcha­len Weltbilder­n wohnt, hat damit auf dieser Ebene Vereinbark­eitsproble­me gewählt.

Dass es von Frauenseit­e auch darum gehe, sich reinzuknie­n und voranzugeh­en, beschreibt Gerlinde Layr-Gizycki anhand ihrer Berufsbiog­rafie. Sie ist Präsidenti­n des Netzwerkes für Aufsichtsr­ätinnen zukunft.frauen, mittlerwei­le selbst Aufsichtsr­ätin und Managing Director Finance in der LGT- Bank. (kbau)

 ??  ?? Am Donnerstag bei SAP in Wien: Gerlinde Layr-Gizycki (LGT Bank, Zukunft Frauen), Nina Haidinger (BCG), Alexa Gorman (SAP), Alexander Kail (Stanton Chase) und Alexander Kuchar (A1 Telekom) beim SAP-Netzwerktr­effen.
Am Donnerstag bei SAP in Wien: Gerlinde Layr-Gizycki (LGT Bank, Zukunft Frauen), Nina Haidinger (BCG), Alexa Gorman (SAP), Alexander Kail (Stanton Chase) und Alexander Kuchar (A1 Telekom) beim SAP-Netzwerktr­effen.

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