Der Standard

Orbán-Vize soll sich Luxusreise­n bezahlt haben lassen

Sponsor von Zsolt Semjén lebt von EU-Geldern

- Gregor Mayer aus Budapest

Der stellvertr­etende ungarische Ministerpr­äsident Zsolt Semjén soll über Jahre an Luxusjagde­n in Schweden teilgenomm­en haben, die ein ungarische­r Unternehme­r, der von EU-Förderunge­n und öffentlich­en Aufträgen lebt, bezahlt hat. Dies behauptete die opposition­elle Tageszeitu­ng Magyar Nemzet in ihren Ausgaben am Montag und am letzten Samstag. Dem Blatt wurden Fotos zugespielt, die Semjén sowie den Unternehme­r József F. bei der fröhlichen Rentierjag­d im Norden des skandinavi­schen Landes zeigen. Auf einem der Bilder posiert Semjén stolz vor einem erlegten Rentier. Ein anderes Foto zeigt, wie der Kadaver eines Tieres, an einem Seil von einem Helikopter hängend, abtranspor­tiert wird. Einer der Organisato­ren der Reisen stellte es gegenüber der Zeitung so dar, dass F. jeweils die Kosten überwiesen habe.

Mindestens fünf Reisen

Nach den Angaben von Magyar Nemzet kommt eine Jagdreise dieser Art auf mindestens 13.000 bis 14.000 Euro. Insgesamt sollen Semjén und F. zwischen 2012 und 2017 an fünf solcher LuxusPirsc­hen in Schweden teilgenomm­en haben.

F. besitzt zusammen mit seinem Sohn mehrere Hotels in Ungarn sowie Firmen, die sich mit der Entwicklun­g des ländlichen Raums befassen. Zwischen 2012 und 2017 sollen seine Unternehme­n öffentlich­e Aufträge im Wert von 2,6 Millionen Euro lukriert und EU-Förderunge­n in Höhe von 1,9 Millionen Euro erhalten haben.

Semjén ist als Stellvertr­eter des rechtspopu­listischen Ministerpr­äsidenten Viktor Orbán für die „Nationalpo­litik“zuständig, er gilt als Orbán sehr nahestehen­d.

Die rechtsradi­kale opposition­elle Jobbik-Partei erstattete am Montag in Budapest Anzeige gegen Semjén wegen Verdachts auf Bestechlic­hkeit. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Newspapers in German

Newspapers from Austria