May reagiert auf Gift-Anschlag
Rede der Premierministerin im Unterhaus erwartet
Gut eine Woche nach dem GiftAnschlag in Salisbury steht Großbritannien offenbar kurz davor, Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Am Montag tagte unter Vorsitz von Premierministerin Theresa May der Nationale Sicherheitsrat – am Abend wollte die Regierungschefin im Unterhaus die Konsequenzen der bisherigen Ermittlungsarbeit mitteilen. Weil ein russischer Überläufer, Sergej Skripal, sowie dessen Tochter Opfer des Attentats mit einem Nervenkampfstoff waren, gehen viele Beobachter von einer Urheberschaft Russlands aus.
Bisher hat sich London bedeckt gehalten. Zwar sprach Außenminister Boris Johnson von Präsident Wladimir Putins autoritärem Regime als einem „bösartigen und Unruhe stiftenden“Staat. Eine Schuldzuweisung im Fall Skripal vermied er aber ebenso wie Innenministerin Amber Rudd. Außenpolitik-Experten geben sich offener. „Ich wäre überrascht, wenn die Regierung nicht den Kreml verantwortlich machen würde“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Unterhaus, Tom Tugendhat, der BBC. Sergej, 66, und Julia Skripal, 33, werden seit Sonntag letzter Woche auf der Intensivstation des Bezirksspitals von Salisbury behandelt, ihr Zustand gilt als kritisch.
Art des Attentats rätselhaft
Skripal hatte im militärischen Geheimdienst Russlands gedient, zuletzt als Oberst. Als Spion des britischen Auslandsdienstes MI6 verurteilt, kam er 2010 im Rahmen eines Agentenaustausches frei und lebte seither in England.
Die Art des Attentats stellt Geheimdienst-Beobachter vor ein Rätsel. Normalerweise würden unerwünschte Personen auf geräuschlose Weise umgebracht, glaubt ein Kenner der Verhältnisse. Dieser Theorie zufolge hätten die Attentäter von Salisbury entweder gepfuscht, oder sie wollten mit ihrer Vorgehensweise ein Signal setzen. Letzterer Variante neigt der konservative UnterhausAbgeordnete Edward Leigh zu: Er spricht von einer „Demütigung unseres Landes“.