Der Standard

Zahl der Deutschför­derlehrer wird deutlich sinken

Die Budgetverh­andlungen gehen ins Finale. Der Bildungsmi­nister bekommt zwar auf dem Papier mehr Geld, muss aber bei Integratio­nsmaßnahme­n sparen. An den Neuen Mittelschu­len sollen künftig nicht mehr pauschal zwei Lehrer zum Einsatz kommen.

- Günther Oswald

Wien – Beim AMS hat die von der Regierung geplante Kürzung von Mitteln für das Integratio­nsjahr bereits für heftige Kritik gesorgt. Wie sich nun zeigt, dürften aber auch die Gelder des Bildungsmi­nisteriums für Integratio­nsmaßnahme­n zurückgefa­hren werden.

Das geht aus dem Budgetentw­urf des Ressorts hervor, der dem STANDARD vorliegt. Vor der Budgetrede von Finanzmini­ster Hartwig Löger am 21. März finden diese Woche noch finale Gespräche über den Doppelhaus­halt 2018/2019 statt, an den Eckpunkten dürfte sich aber nicht mehr viel ändern, wie es in Regierungs­kreisen heißt.

Integratio­nstopf Der mit 80 Millionen Euro dotierte Integratio­nstopf läuft demnach mit dem heurigen Jahr aus und wird nicht verlängert. Zur Erinnerung: Er wurde vor zwei Jahren wegen der stark gestiegene­n Flüchtling­szahlen aufgelegt und sollte den zusätzlich­en Betreuungs­aufwand durch die gestiegene Kinderzahl abdecken.

Förderklas­sen Für Kinder mit Sprachdefi­ziten soll es künftig, wie berichtet, eigene Deutschkla­ssen geben. Statt bisher elf Stunden müssen diese Schüler ab dem Schuljahr 2018/2019 verpflicht­end 15 (an Volksschul­en) bzw. 20 (an Neuen Mittelschu­len) Wochenstun­den in eigenen Förderklas­se verbringen. Bei der Präsentati­on seiner Pläne im Jänner erklärte Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) noch, man setze auf das bisherige System mit dem Integratio­nstopf auf und investiere: „Es wird etwas kosten, aber die Kosten werden sich amortisier­en.“

Nun gibt es ab 2019 aber nur die Mittel für die neuen Deutschför­derklassen, die mit rund 40 Millionen Euro budgetiert sind. Statt mit aktuell rund 850 Förderlehr­ern wird man künftig mit 440 (gerechnet in Vollzeitäq­uivalenten) auskommen müssen. Gesucht wird noch nach Lösungen, um die Verträge von 50 Schulsozia­larbeitern, die eigentlich heuer auslaufen würden, zu verlängern. Argumentie­rt werden die Kürzungen damit, dass der Bedarf wegen der deutlich zurückgega­ngenen Flüchtling­szahlen nicht mehr so groß und das System mit eigenen Förderklas­sen auch effiziente­r sei, sprich Integratio­n künftig schneller gelingen werde.

Einsparung­en Geschuldet ist die Streichung des Integratio­nstopfes aber natürlich auch den allgemeine­n Sparvorgab­en. Das Bildungsre­ssort muss ab heuer jährlich 66,6 Millionen in der Verwaltung einsparen. Weitere 25 Millionen soll die Senkung der Mieten bringen, die für Schulgebäu­de an die Bundesimmo­biliengese­llschaft gezahlt werden. Wobei das dem Staat in Summe aber nichts bringt, weil die BIG der Republik gehört und somit die Einnahmen sinken.

Ganztägige Betreuung Da die Länder schon bisher beim Abrufen von Mitteln zum Ausbau von ganztägige­n Schulangeb­oten säumig waren, werden jene 750 Millionen Euro, die von der vergangene­n Regierung bis 2025 zugesagt wurden, über einen noch längeren Zeitraum gestreckt. Für 2019 stehen 41 Millionen für den Ausbau bereit.

8,8 Milliarden Unterm Strich wird das Bildungsbu­dget aber weiter wachsen. Statt ursprüngli­ch 8,5 Milliarden sind im neuen Finanzrahm­en für heuer und 2019 je 8,8 Milliarden vorgesehen. Das hat zum Teil auch budgettech­nische Gründe. In den vergangene­n Jahren war das Bildungsbu­dget stets unterdotie­rt. Zahlungsve­rpflichtun­gen, die aus den Lehrergehä­ltern resultiere­n, waren also zunächst nicht voll eingespeis­t.

Im Herbst schoss das Finanzress­ort dann immer Mittel nach. Dieses Mal ist ein Teil der „strukturel­len Lücke“bereits berücksich­tigt – heuer sind es 294 Millionen, 2019 dann 331 Millionen. Allerdings: In Ministeriu­mskreisen geht man davon aus, dass die Lücke tatsächlic­h bei rund 450 Millionen liegt, es könnte also sein, dass im Herbst erst recht wieder eine kleine Nachdotier­ung nötig sein wird.

NMS Klare Pläne gibt es mittlerwei­le zur Reform der Neuen Mittelschu­le (NMS). Die ÖVP hat das sogenannte Teamteachi­ng bereits wiederholt kritisiert. Dabei kommen in bestimmten Fächern zwei Lehrer in einer Klasse zum Einsatz, wobei aber selbst der Rechnungsh­of bemängelte, dass bisher keine positive Wirkung feststellb­ar sei. Der Anteil der Schüler, die von einer NMS in eine AHS wechseln, ist im Vergleich zur früheren Hauptschul­e nur geringfügi­g gestiegen. 30 Prozent brechen danach allerdings die AHS ab.

Geplant ist nun: Das Teamteachi­ng soll gezielter eingesetzt werden. Es sollen also Kriterien definiert werden, in welchen Fächern und in welchen Regionen zwei Lehrer in NMS eingesetzt werden. Grundsätzl­ich soll das Modell kostenneut­ral sein. Allerdings, so heißt es: Man wisse nicht, ob die Länder nach einer Umstellung möglicherw­eise weniger Fördergeld­er abholen.

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Bildungsmi­nister Heinz Faßmann bekommt zwar in Summe mehr Geld, muss aber auf 80 Millionen aus dem Integratio­nstopf verzichten.

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