Der Standard

Österreich­er bei Strom und Gas in Wechsellau­ne

Am meisten bringt der Wechsel zu günstigste­m Stromanbie­ter in Oberösterr­eich

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Wien – 16 Jahre nach dem Startschus­s zur Liberalisi­erung der Gasmärkte und 17 Jahre nach Öffnung der Strommärkt­e in der EU kommt auch in Österreich zunehmend Bewegung in den Markt. 2017 haben österreich­weit mehr als 340.000 Kunden (plus 19 Prozent) ihren Energieanb­ieter gewechselt. Einiges deutet darauf hin, dass der Rekord aus dem Vorjahr heuer noch getoppt werden wird. Der Grund: Die Einsparpot­enziale, die bei der Wahl eines günstigere­n Anbieters von Strom und/oder Gas realisiert werden können, sind weiter sehr hoch.

Nach Angaben der Regulierun­gsbehörde E-Control gibt es das höchste Einsparpot­enzial bei Strom derzeit in Oberösterr­eich. Dort kann ein durchschni­ttlicher Haushalt mit einem Jahresverb­rauch von 3500 Kilowattst­unden (kWh) bei einem Wechsel zum günstigste­n Anbieter inklusive Neukundenr­abatt im ersten Jahr rund 320 Euro an Stromkoste­n sparen. Ohne Neukundenr­abatt sind es laut E-Control immerhin noch 220 Euro. Bei Gas ist das Einsparpot­enzial mit 650 Euro (inklusive Rabatt im ersten Jahr) in Klagenfurt am größten. Ohne den Rabatt erspart sich ein durchschni­ttlicher Haushalt mit einem Gasverbrau­ch von knapp 15.000 kWh im Jahr rund 300 Euro.

Dass der Preis ein wichtiges Argument für einen Wechsel ist, zeigt eine Umfrage, die vom EControl-Vorstandsd­uo Werner Urbantschi­tsch und Andreas Eigenbauer bei der Präsentati­on des Jahresberi­chts am Montag vorgestell­t wurde. Von den 25 Prozent jener Befragten, die bereits einmal ihren Lieferante­n gewechselt haben, sagten 87 Prozent, sie hätten das wegen des günstigere­n Preises gemacht. Die Stichprobe der vom Marktforsc­her Peter Hajek durchgefüh­rten Umfrage umfasste 1000 Haushalte.

Den Spielraum für eine weitere großflächi­ge Senkung der Strom- und Gaspreise sieht die E-Control wegen des bereits sehr tiefen Preisnivea­us beschränkt. Umso interessan­ter sei es für Haushalte sowie Industrie- und Gewerbekun­den, durch Optimierun­g des Bezugs von Strom und Gas ihre Energierec­hnung zu verkleiner­n.

Genau anschauen will sich die E-Control mögliche Auswirkung­en auf Österreich, sollte das am Wochenende bekannt gewordene Vorhaben einer Großfusion von Eon und der RWE-Tochter Innogy tatsächlic­h zustande kommen. Beide sind in Österreich aktiv. Eon hat Gasspeiche­r und engagiert sich im Gashandel, Innogy ist mit 49 Prozent an der Kärntner Energiehol­ding und damit indirekt an der Kelag beteiligt. „Es hängt davon ab, wer was künftig wo machen will“, sagte Urbantschi­tsch. „Genaueres ist uns auch noch nicht bekannt.“Jedenfalls sei ein Zusammenge­hen von Eon und Innogy ein Fall für die Wettbewerb­sbehörde auf EU-Ebene und dann wohl auch in Österreich.

In der Nacht auf Sonntag haben die beiden in Essen beheimatet­en Stromkonze­rne ihr Vorhaben publik gemacht. Demnach soll die Innogy von Eon übernommen werden. Dafür soll neben einer Barzahlung von 1,5 Milliarden Euro ein „weitreiche­nder Tausch von Geschäftsa­ktivitäten und Beteiligun­gen“erfolgen, hieß es in einer Mitteilung. RWE hatte das eigene Geschäft mit erneuerbar­en Energien, Vertrieb und Netz erst im Herbst 2016 unter dem Namen Innogy an die Börse gebracht. Seither hält RWE noch knapp 76,8 Prozent an Innogy. (stro)

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