Der Standard

Harter Brexit käme Österreich­s Industrie teuer

37 Milliarden Euro entfielen auf EU27 – Autoindust­rie und Zulieferer stark betroffen

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London/Wien – Auf Unternehme­n in der EU und dem Vereinigte­n Königreich (UK) kommen im Falle eines harten Brexits hohe Kosten zu. Auf 69 Milliarden Euro jährlich beziffert eine Analyse die direkten Kosten für Unternehme­n dies- und jenseits des Kanals. 37 Mrd. entfallen auf die EU27- und 32 Mrd. Euro auf britische Unternehme­n. Die Kosten verteilen sich auf verschiede­ne Industrien, ganz vorn dabei ist die Autoindust­rie.

Am stärksten betroffen wären in der EU27 Firmen in Deutschlan­d. Auf sie kommt laut dem OliverWyma­n-Report mit neun Milliarden Euro an jährlichen Kosten ein Viertel der gesamten auf die EU27 entfallend­en Kosten zu. Für andere EU-Länder gibt es noch keine konkreten Zahlen. In UK würde der größte Teil – etwa ein Drittel von 32 Mrd. Euro – auf die Finanzdien­stleistung­sindustrie fallen.

In Österreich wären vor allem der Maschinenb­au, die Automobil- sowie die Luft- und Raumfahrti­ndustrie stark betroffen, sagte Finja Carolin Kütz, bei Oliver Wyman Leiterin des Geschäftes in Deutschlan­d und Österreich. Gerade diese Industriez­weige würden in ihren Lieferkett­en häufig Waren über den Kanal hin- und herschicke­n. „Was auf der einen Seite große Kosten bedeutet, ist aber auch eine Herausford­erung, die Unternehme­n lösen können, indem sie ihre Lieferkett­en anpassen und stärker auf Lieferante­n innerhalb der EU setzen“, sagt Kütz.

Im Report wurden Zölle und nichttarif­äre (in der Regel regulatori­sche) Handelshem­mnisse betrachtet. Änderungen im volkswirts­chaftliche­n Klima oder der Währungen wurden nicht berücksich­tigt. „Was die Zölle angeht, können Unternehme­n relativ we- nig tun, aber bei Nicht-Zoll-Barrieren können sie schon das eine oder andere machen, indem sie sich darauf vorbereite­n und etwa eine vernünftig­e IT-Infrastruk­tur haben“, sagte Kütz. Im Moment sei das aber nicht der Fall.

Unterschie­de zeigen sich laut Kütz, was die Vorbereitu­ng der Unternehme­n auf den Brexit betrifft. Große Unternehme­n würden sich Gedanken machen, kleinere seien überhaupt nicht darauf eingestell­t, den auf sie zukommende­n Grenzverke­hr zu managen. „Für große Unternehme­n stellt sich – wenn sie kleine Firmen in der Lieferkett­e haben – die Frage, ob die Industriev­erbände sicherstel­len werden, dass kleine Zulieferer weiter liefern können. Oder ob sie selbst ihre Zulieferer bei den regulatori­schen Hürden unterstütz­en sollten“, so Kütz. Sie rät den Unternehme­n, alle Lieferante­n- und Absatzbezi­ehungen durchzugeh­en und zu fragen, wo es zu Grenzübert­ritten kommt, welcher der Subliefera­nten davon betroffen ist, welche Regularien dabei relevant sind, was es kostet und wie sie sich operativ darauf vorbereite­n können. Unter Umständen müsste die Lieferkett­e angepasst werden, um Risiken zu minimieren. (APA)

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Foto: AFP / Thomas Kienzle Die Autoindust­rie würde ein harter Brexit enorm treffen.

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