Der Standard

Hubert de Givenchy 1927–2018

Gründer des Mode- und Kosmetikko­nzerns Givenchy wurde mit Kleidern für Audrey Hepburn bekannt

- Anne Feldkamp

Paris – Das kleine Schwarze machte ihn bekannt. Für den Film Frühstück bei Tiffany schneidert­e der Modedesign­er Hubert de Givenchy Anfang der 1960erJahr­e der Schauspiel­erin Audrey Hepburn ein schwarzes Kleid auf den Leib, das so schnell nicht vergessen werden sollte. Begonnen hatte die Zusammenar­beit der beiden 1954 mit dem Film Sabrina. Der französisc­he Designer, der 1951 nach ersten Erfahrunge­n bei der Designerin Elsa Schiaparel­li ein eigenes Modehaus gegründet hatte, entwarf für Hepburn einen bodenlange­n Traum in Weiß. Ein Auftrag mit Konsequenz­en: Die Schauspiel­erin bestand daraufhin gegenüber den Filmstudio­s, nur noch in Kleidern von Givenchy aufzutrete­n.

Givenchy und Hepburn

Der Designer designte für sie später nicht nur privat zahlreiche Kleider, sondern widmete ihr auch schon 1957 ein Parfum, mit dem er den Grundstein für eine äußerst erfolgreic­he Parfumspar­te legte. Für ihn verkörpert­e die zierliche, elegante Hepburn sein Frauenidea­l. Gegen Ende seiner Karrie- re erklärte de Givenchy noch einmal seine besondere Verbindung zur Schauspiel­erin: „Sie hatte erstens die Figur eines Mannequins, dann hatte sie früher Ballettunt­erricht, sie wusste also, wie man sich bewegt, wie man geht. Sie hatte Klasse.“Dabei hatte Givenchy die Modewelt in seinen Anfängen ordentlich vor den Kopf gestoßen. Als der Modedesign­er mit gerade einmal 24 Jahren sein Atelier eröffnete und im Februar 1952 seine erste Kollektion vorstellte, war die Modewelt schockiert: Während andere Couturiers in hochwertig­en Stoffen schwelgten, präsentier­te der Newcomer eng sitzende Jerseyklei­der und (durchaus aus Kostengrün­den) Roben aus Baumwolle.

Auf den ersten Schreck folgte der Erfolg. Innerhalb kürzester Zeit wurde Givenchy für eine junge Frauengene­ration einer der beliebtest­en Designer. Er setzte auf große Volants und Rüschen, bekannt wurde er 1952 für seine exaltierte „Bettina-Bluse“, benannt nach seinem damaligen Starmanneq­uin Bettina Graziani. Nach Cristobal Balenciaga­s Rückzug aus der Modewelt im Jahr 1968 galt de Givenchy als „König der Haute Couture“. Der Geschäftsm­ann Givenchy stellte in den Jahrzehnte­n darauf sein Modehaus breitestmö­glich auf.

Mitte der 1980er-Jahre vergab man rund 180 Lizenzen, Givenchy machte nun nicht nur in Damenmode und Parfum, sondern auch in Herrenmode, Schuhen, Inneneinri­chtung. Das tat der Marke nicht immer gut.

Vor mehr als einem Vierteljah­rhundert zog sich der Modedesign­er Stück für Stück zurück. 1988 verkaufte er sein Unternehme­n an den französisc­hen Luxus- konzern LVMH, 1995 ging die letzte Modenschau mit einem großen Spektakel über die Bühne. Hubert de Givenchy, einer der Grandseign­eurs der Mode, verabschie­dete sich wie immer im weißen Arbeitskit­tel.

In den letzten Jahren meldete sich de Givenchy immer wieder mit abfälligen Bemerkunge­n über die heutige Modewelt, deren Kaprizen er nicht mehr nachvollzi­ehen konnte, zu Wort.

Der Gründer des Mode- und Kosmetikko­nzerns starb am Samstag im Alter von 91 Jahren.

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Designer Hubert de Givenchy entwarf das kleine Schwarze für Audrey Hepburn in „Frühstück bei Tiffany“.
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Foto: APA Designer Hubert de Givenchy starb mit 91 Jahren.

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