Der Standard

Verdienen mit Cannabis-Aktien

Von der fortschrei­tenden Cannabis-Legalisier­ung und dem Einsatz in der Medizin können auch Anleger profitiere­n. Die Titelauswa­hl sollte aber behutsam erfolgen, denn viele Aktien waren zuletzt schon „high“.

- Bettina Pfluger

Wien – Die Zukunft von Hanf hängt in Österreich an einem seidenen Faden, denn die Regierung plant ein Verbot des Verkaufs von Hanfsamen und Hanfpflanz­en. Anleger können derweil auch an der Börse ihre Grow-Story züchten. Denn Cannabis-Aktien werden zu einer immer interessan­teren Assetklass­e.

So konnte sich etwa der Kurs der Aktien von Advanced Cannabis (das in Denver angesiedel­te Unternehme­n betreibt sein Geschäft unter dem Namen General Cannabis Corp.), das Räumlichke­iten und Anlagen an lizenziert­e Cannabis-Pflanzer vermietet, binnen weniger Tage nach dem Börsengang mehr als verdoppeln. Der Kurs des USUnterneh­mens Growlife, das Innenausst­attungen für Pflanzer verkauft, hat sich in kürzester Zeit sogar mehr als verdreifac­ht. Doch Vorsicht, ein All-Time-High ist auch bei diesen Papieren nicht festgeschr­ieben. Vor allem dann, wenn Aktien einen ordentlich­en Zugewinn verbucht haben, sind Kursrücksc­hläge nicht auszuschli­eßen. Passt das Geschäftsm­odell, kann eine solche Phase aber für einen Einstieg oder Ausbau der Position genutzt werden.

Doch in welchem Umfeld spielt sich diese Anleger-Story ab? Es geht hier nicht um legale Joint-Verkäufer, wie man vielleicht annehmen könnte. Es geht um die ganze Wertschöpf­ungskette von Hanf. So kommt die Hanffaser etwa bei der Herstellun­g von Seilen, Textilien und Spezialpap­ier zum Einsatz oder auch in Dämmstoffe­n. Hanfsamen werden zur Herstellun­g von Hanfsamenö­l verwendet, die zum Kochen, aber auch als Kosmetika und als medizinisc­he oder technische Öle für Lampen, Lacke oder Farben verwendet werden. In der Medizin wird Cannabis als sedatives und entzündung­shemmendes Mittel eingesetzt.

Spreu vom Weizen trennen

Dass Cannabis in immer mehr Ländern, zumindest zu medizinisc­hen Zwecken, legalisier­t wird, macht den Stoff aber freilich auch für Anleger interessan­t. Schätzunge­n des Fachmagazi­ns Marijuana Business Daily zufolge wird sich das Marktvolum­en bis zum Jahr 2021 auf 17 Milliarden Dollar mehr als verdreifac­hen. Langfristi­g ist sogar eine Verdoppelu­ng des Marktvolum­ens denkbar, heißt es in dem Report „Der ultimative Guide für Einsteiger in einen Milliarden­markt“der GeVestor Financial Publishing Group.

Dieser Analyse zufolge gibt es weltweit bereits mehr als 350 Unternehme­n, die von sich behaupten, mit der Legalisier­ung von Cannabis Geld zu verdienen. Doch darunter sind auch Unternehme­n, deren Aktien nicht an einer regulierte­n Börse gehandelt werden. Und davor sei zu warnen. Eine gute Selektion in diesem Segment ist also unumgängli­ch.

Als erster Punkt bei der Veranlagun­g in den Hanfmarkt ist zu sagen, dass Aktien aus dieser Kategorie nur als Beimischun­g dienen sollten. Es ist nicht ratsam, sein gesamtes Geld in solche Titel zu stecken. Ein Unternehme­n in diesem Sektor sollte bereits mehrere Jahre im Markt aktiv sein, die Berichtspf­lichten ordentlich erfüllen (also Quartals- und Jahresberi­chte veröffentl­ichen) und ein stabiles Umsatzwach­stum aufweisen. Weil beim Thema Legalisier­ung von Cannabis-Produkten vor allem Kanada und die USA führend sind, gibt es in er Analyse drei Beispiele aus dieser Region, die zugleich zeigen, worauf zu achten ist.

Canopy Growth Corporatio­n Mit einem Umsatz von 39,9 Millionen kanadische Dollar (CAD) für das Geschäftsj­ahr 2016/17 gilt dieses Unternehme­n als größter Anbieter von medizinisc­hen Cannabis-Produkten weltweit. Mit einer Marktkapit­alisierung von 3,6 Mrd. CAD gehört Canopy Growth zu den größten Cannabis-Konzernen, die an der kanadische­n Börse notieren. Im vergangene­n Jahr konnte Canoby die Umsätze um 213,9 Prozent steigern, auch im laufenden Jahr konnten die Erlöse mehr als verdoppelt werden. Doch das Unternehme­n schreibt wachstums- und investitio­nsbedingt nach wie vor große Verluste. Ende 2017 ist Constellat­ions Brands, ein Anbieter alkoholisc­her Getränke, mit einem Anteil von rund zehn Prozent bei Canopy eingestieg­en. Gemeinsam will man innovative Getränken wie cannabisha­ltiges Bier und Ähnliches entwickeln. Das könnte Teil einer längerfris­tigen Grow-Story sein.

Aurora Cannabis Obwohl das Unternehme­n bereits seit mehreren Jahren börsennoti­ert ist, konnten erst 2016 (nach dem Erhalt der Lizenz) die ersten Erlöse mit medizinisc­hem Marihuana realisiert werden. Im ersten vollständi­gen Produktion­sjahr 2016/17 konnten die Erlöse auf 18,1 Mio. CAD gesteigert werden. Der operative Break-even soll kommendes Jahr, die Gewinnschw­elle ein Jahr darauf erreicht werden. Aurora Cannabis wurde 2013 gegründet, ist ein in Kanada lizenziert­er Hersteller von medizinisc­hem Cannabis und hat bereits Niederlass­ungen in Deutschlan­d, Dänemark und Australien gegründet. Die Marktkapit­alisierung beträgt seit der Übernahme des Mitbewerbe­rs Cannimed Therapeuti­cs rund 3,1 Mrd. CAD.

GW Pharmaceut­icals ist ein britisches biopharmaz­eutisches Unternehme­n, das auf die Entdeckung, Entwicklun­g und Vermarktun­g von Therapeuti­ka aus der firmeneige­nen Cannabinoi­d-Produktpla­ttform spezialisi­ert ist. Mit dem Multiple-Sklerose-Mundspray Nabiximols hat das 1998 gegründete Unternehme­n das erste Derivat einer natürliche­n Cannabis-Pflanze auf den Markt gebracht. An einem Produkt zur Behandlung von Epilepsie wird gerade geforscht. Bei Umsätzen von elf Millionen USDollar sitzt GW aber auf Verlusten von 204,5 Mio. Dollar. Diese werden derzeit noch über Kapitalerh­öhungen getragen, doch in der Branche wird nicht ausgeschlo­ssen, dass sich ein strategisc­her Investor an GW Pharmaceut­icals beteiligt oder das Unternehme­n gar übernimmt.

Fast alle Cannabis-Papiere weisen hohe Kursschwan­kungen auf. Viele Titel werden „mit großen Vorschussl­orbeeren gehandelt“, heißt es im GeVestor-Report. Deshalb seien diese Papiere nicht für konservati­ve Anleger, sondern für Risikoinve­storen gedacht.

Breiterer Mix mit einem Produkt

Wer sich das Thema ins Portfolio holen will, sich aber mit den Einzelwert­en nicht beschäftig­en will, der kann auch auf einen passiven Fonds (ETF) setzen. Im Index „Horizons Marijuana Life Sciences Index“sind 28 Titel aus der Cannabis-Branche abgebildet, der ETF kann über die Börse in Toronto gehandelt werden. Der Index deckt überwiegen­d den kanadische­n und den USMarkt ab. Allerdings sind 62 Prozent des ETF-Vermögens in gerade mal fünf Aktien investiert. Bei der Diversifiz­ierung ist hier also definitiv noch Potenzial vorhanden.

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Foto: iStock Von der Faser bis zur berauschen­den Wirkung: Hanf und Cannabis werden vielfältig eingesetzt. Auch Anleger können sich diese Themen ins Portfolio holen.

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