Der Standard

EU knüpft Visa an Abschiebun­g

Asyl: Kommission erhöht Druck auf Herkunftsl­änder

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Brüssel/Straßburg – Die Europäisch­e Union macht Ernst mit den Plänen, die Erteilung von Visa an Drittlände­r davon abhängig zu machen, inwieweit diese als Herkunftsl­änder bereit sind, abgelehnte Asylwerber im Zuge von Abschiebun­gen zurückzune­hmen. „Wir haben die Druckmitte­l und die Argumente dazu“, betonte der zuständige Innenkommi­ssar Dimitris Avramopoul­os am Mittwoch in Brüssel. Rücknahmen illegaler Migranten, die einen negativen Aufenthalt­sbescheid bekommen haben, sei „eine Verpflicht­ung“von Staaten gemäß den Vereinbaru­ngen mit der EU.

Er vermied es, eine Liste von Ländern zu nennen, mit denen es Probleme gebe, Marokko oder Algerien zum Beispiel. Avramopoul­os sagte aber, dass er Donnerstag nach Niger fliegen werde, um mit der Regierung über die Schwierigk­eiten zu sprechen. Das Problem der Rückführun­gen ist jedoch ein Spezialfal­l in der EU-Visapoliti­k.

Laut Avramopoul­os sei man bestrebt, bei der Erteilung von Visa an Millionen von Touristen, die jedes Jahr nach Europa kommen, Vereinfach­ungen vorzunehme­n. Es solle bald nur noch zehn, nicht fünfzehn Tage dauern, bis man spätestens ein Visum erhält. Vielreisen­de können mit Erleichter­ungen beim Grenzübert­ritt rechnen. An den EU-Außengrenz­en soll es kurzzeitig­e Visaerteil­ungen für maximal eine Woche geben, nicht nur für drei Monate.

Die Kommission veröffentl­ichte am Mittwoch die jüngsten Zahlen zu Asylwerber­n. 2016 habe es 685.000 Anträge gegeben, halb so viele wie im außerorden­tlichen „Fluchtjahr“2015, berichtete Avramopoul­os. Die Zahl der illegalen Migranten sei im Vorjahr um fast ein Drittel auf 205.000 gesunken. Als „Erfolg“nannte er die EUinterne Umsiedlung von 34.000 Asylwerber­n aus Italien und Griechenla­nd. 2015 waren 160.000 vorgesehen. (tom)

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