Der Standard

Schattense­iten der Hochfreque­nzhändler

- Alexander Hahn

Auch wenn weite Teile der Bevölkerun­g zumindest indirekt betroffen sind, ist das aktuelle Buch des Linzers Martin Ehrenhause­r wohl nicht an die breite Masse adressiert. Wer sich nicht für Finanzmärk­te und die Abläufe an den Börsen interessie­rt, wird mit Die Geldrobote­r nicht allzu viel anfangen können. Denn der Autor und frühere parteilose EU-Abgeordnet­e setzt ein gewisses Fachwissen voraus, wenn er die Branche der Algotrader und Hochfreque­nzhändler unter die Lupe nimmt – und durchaus hart mit dieser ins Gericht geht.

Spannend sind die Details über die Funktionsw­eise der Geldrobote­r, die vereinfach­t gesagt mit unzähligen Blitztrans­aktionen, bei denen Wertpapier­e mit- unter nur für Sekundenbr­uchteile gehalten werden, ihre Gewinne erzielen. Dass sie sich bei den eingesetzt­en Strategien oft hart an der Grenze des Erlaubten und mitunter auch jenseits davon bewegen, bleibt freilich nicht unerwähnt. Ebenso, dass aus Ehrenhause­rs Sicht deren Erträge letzten Endes zulasten anderer Marktteiln­ehmer gehen.

Es kommt klar heraus, dass der Autor kein großer Freund dieser Entwicklun­g ist. Er übt nicht nur Kritik an den Geldrobote­rn an sich, sondern auch an Börsenbetr­eibern, bei denen er einen gewissen Interessen­konflikt ortet – etwa wenn es darum geht, gewisse Machenscha­ften der Hochfreque­nzhändler einzudämme­n. Das wäre zwar im Interesse eines funk- tionierend­en Marktes, könnte aber womöglich die Handelsums­ätze verringern, woran ein Börsenbetr­eiber gut verdient. Auch die Strategie der Wiener und der Deutschen Börse, bewusst Geldrobote­r zur Erhöhung der Liquidität anzulocken, betrachtet Ehrenhause­r kritisch.

Zu karg ausgefalle­n ist jedoch die optische Präsentati­on des Buches. Charts oder Grafiken sucht der Leser ebenso vergeblich wie ausgelager­te Kästen, in denen etwa Fachbegrif­fe erklärt werden. Bedauerlic­h, denn das hätte die ebenso komplizier­te wie interessan­te Materie leichter verdaulich gemacht. Martin Ehrenhause­r, „Die Geldrobote­r. Wie Hochfreque­nzmaschine­n unser Erspartes einkassier­en und Finanzmärk­te destabilis­ieren“. € 17,90 / 224 Seiten. Promedia-Verlag, Wien 2018

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