Schattenseiten der Hochfrequenzhändler
Auch wenn weite Teile der Bevölkerung zumindest indirekt betroffen sind, ist das aktuelle Buch des Linzers Martin Ehrenhauser wohl nicht an die breite Masse adressiert. Wer sich nicht für Finanzmärkte und die Abläufe an den Börsen interessiert, wird mit Die Geldroboter nicht allzu viel anfangen können. Denn der Autor und frühere parteilose EU-Abgeordnete setzt ein gewisses Fachwissen voraus, wenn er die Branche der Algotrader und Hochfrequenzhändler unter die Lupe nimmt – und durchaus hart mit dieser ins Gericht geht.
Spannend sind die Details über die Funktionsweise der Geldroboter, die vereinfacht gesagt mit unzähligen Blitztransaktionen, bei denen Wertpapiere mit- unter nur für Sekundenbruchteile gehalten werden, ihre Gewinne erzielen. Dass sie sich bei den eingesetzten Strategien oft hart an der Grenze des Erlaubten und mitunter auch jenseits davon bewegen, bleibt freilich nicht unerwähnt. Ebenso, dass aus Ehrenhausers Sicht deren Erträge letzten Endes zulasten anderer Marktteilnehmer gehen.
Es kommt klar heraus, dass der Autor kein großer Freund dieser Entwicklung ist. Er übt nicht nur Kritik an den Geldrobotern an sich, sondern auch an Börsenbetreibern, bei denen er einen gewissen Interessenkonflikt ortet – etwa wenn es darum geht, gewisse Machenschaften der Hochfrequenzhändler einzudämmen. Das wäre zwar im Interesse eines funk- tionierenden Marktes, könnte aber womöglich die Handelsumsätze verringern, woran ein Börsenbetreiber gut verdient. Auch die Strategie der Wiener und der Deutschen Börse, bewusst Geldroboter zur Erhöhung der Liquidität anzulocken, betrachtet Ehrenhauser kritisch.
Zu karg ausgefallen ist jedoch die optische Präsentation des Buches. Charts oder Grafiken sucht der Leser ebenso vergeblich wie ausgelagerte Kästen, in denen etwa Fachbegriffe erklärt werden. Bedauerlich, denn das hätte die ebenso komplizierte wie interessante Materie leichter verdaulich gemacht. Martin Ehrenhauser, „Die Geldroboter. Wie Hochfrequenzmaschinen unser Erspartes einkassieren und Finanzmärkte destabilisieren“. € 17,90 / 224 Seiten. Promedia-Verlag, Wien 2018