Der Standard

Künstlerin, Geschäftsf­rau, Gesamtkuns­twerk

Maxi Blahas bravouröse­s Solo „Emilie Flöge – Geliebte Muse“zum Klimt-Jahr im Belvedere

- Michael Wurmitzer

– Die ganze Welt mindestens kennt Gustav Klimts Kunstwerke. Jetzt soll sie eine der Frauen dahinter kennenlern­en. Nach dem Oberen Belvedere plant Maxi Blaha, mit ihrem Solo Emilie Flöge – Geliebte Muse Station auf dem halben Erdball zu machen. Die echten Klimts, die hier in Wien hängen, kann sie dorthin zwar nicht mitnehmen. Aber die, die sie als Anschauung­smaterial braucht, hat sie als Bildchen dabei.

Zum Einstand liest sie uns die schwülstig­en Nachrufe der Wiener Gesellscha­ft auf den Trendsette­r, das Genie Gustav Klimt, aus der Zeitung vor. Im Februar vor 100 Jahren ist der Maler gestorben. „Die Midi soll kommen“, sollen seine letzten Worte gewesen sein. „Midi“war sein Kosename für Flöge. Aber sie sei kein Hund und lasse sich nicht rufen wie einer; sie, die Geschäftsf­rau, das Gesamtkuns­twerk, die Künstlerin.

In dem von Penny Black für Blaha geschriebe­nen Text ringt Emilie Flöge mit sich. Sie behauptet sich als eigenständ­ige Frau und erfolgreic­he Modemacher­in, die sie war, und hängt doch als Liebende sehr an Klimt, dem Frauenheld­en.

Das Klimt-Porträt von ihr im Wien Museum aus dem Jahr 1902 verreißt sie: kein Busen, keines meiner Kleider an ... eine bildgeword­ene Provokatio­n! Dann erinnert sie sich wieder ans gemeinsame Bootfahren am Attersee – so langsam, dass der Gustav die Umgebung skizzieren konnte.

Freigeist und Vorreiteri­n

Sie rollt ihr Leben auf. Mit ihren zwei Schwestern, nach dem Tod nur noch mit einer davon, betrieb Flöge (1874–1952) einen Modesalon in der Mariahilfe­r Straße und vertrieb dort teuer Reformklei­der. 80 Näherinnen hatten sie engagiert, Inspiratio­nen holte sie sich aus Paris. Jedes Kleid erlaubte absolute Bewegungsg­freiheit. Und damit Ebenbürtig­keit gegenüber dem Mann. Eine Vorreiteri­n.

Der Informatio­nswert ist aber nur das eine. Blaha ist als Flöge energisch und bravourös. Georg Buxhofer untermalt am Bass nicht minder mal flott, mal vergnügt, mal schwelgeri­sch oder sentimenta­l die einstündig­e Vorstellun­g.

Geschickt vermischt das Stück die äußere (die beiden Kriege, die Flucht ihrer jüdischen Kundschaft nach dem Anschluss) und Flöges innere Welt. Heidelinde Leutgöbs Inszenieru­ng sitzt keinem falschen Pathos auf, hat Witz, das richtige Tempo, wechselnde Stimmungen. Bravo. pTermin- Infos unter maxiblaha.at

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