Der Standard

Wirkungslo­se Nebelgrana­ten

- Fabian Schmid

Gelungene Krisen-PR sieht anders aus. Dass die Ermittlung­en gegen Mitarbeite­r des Verfassung­sschutzes seit über zehn Tagen in den Schlagzeil­en sind, hat vor allem das Innen-, aber auch das Justizmini­sterium selbst zu verantwort­en. Täglich dringen neue Details nach außen, die bisherige Statements infrage stellen; teils widersprec­hen einander die Akteure auch.

So hieß es nach der Razzia aus dem Innenminis­terium, dass man keine Kenntnis von „anonymen Anzeigen“habe, die zur Hausdurchs­uchung geführt haben könnten. Eine Woche später erklärt Innenminis­teriums-Generalsek­retär Peter Goldgruber, ein „freundlich­er Mann“habe ihm die Anzeigen überreicht, er habe sie daraufhin an die Staatsanwa­ltschaft weitergege­ben. Das Innenminis­terium will nichts mit den Ermittlung­en zu tun haben, obwohl ein Kabinettsm­itarbeiter – also ein Vertrauter von Innenminis­ter Herbert Kickl – Zeugen zur Staatsanwa­ltschaft begleitete.

Auch über die Ausrüstung und Auswahl der Einsatzgru­ppe bei der Razzia herrscht tagelang angebliche Unkenntnis. Vergangene Woche tritt Justizmini­steriums-Generalsek­retär Christian Pilnacek dann in der Zeit im Bild 2 auf, ohne das Sicherstel­lungsproto­koll der Hausdurchs­uchung zu kennen – über das Profil und STANDARD Stunden zuvor berichten konnten. Vertrauens­fördernd ist das alles nicht. So bleibt die Affäre auf jeden Fall noch weiter das innenpolit­ische Thema Nummer eins.

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