Der Standard

Kärnten: Kaiser möchte mit ÖVP über Koalition verhandeln

Kärntner Landeshaup­tmann rechnet mit Mehrheit für Koalitions­gespräche mit der Volksparte­i

- Walter Müller

Klagenfurt – Zwei Wochen nach der Kärntner Landtagswa­hl deutet alles darauf hin, dass die SPÖ am Samstag Koalitions­verhandlun­gen mit der ÖVP beschließe­n wird. „Es würde mich nicht wundern, wenn bei der Parteivors­tandssitzu­ng eine Mehrheit für Verhandlun­gen mit der ÖVP plädiert“, erklärte Landeshaup­tmann Peter Kaiser am Freitag im STANDARD- Gespräch. Bei den Sondierung­sgespräche­n habe es große Übereinsti­mmung gegeben, sagte Kaiser. (red)

Klagenfurt – Kärntens SPÖ-Landeshaup­tmann Peter Kaiser hat ein Luxusprobl­em, das er beim samstägige­n Parteivors­tand ausführlic­h besprechen muss.

Das Landtagswa­hlergebnis vom 4. März hat ihm ja eine äußerst komfortabl­e Ausgangsla­ge für Koalitions­verhandlun­gen verschafft. Kaiser verfügt jetzt mit seinen 18 Mandaten genau über die Hälfte der Landtagssi­tze, es können daher keine Mehrheiten gegen ihn und die SPÖ geschmiede­t werden.

Aber er braucht eben einen Regierungs­partner und muss zwischen FPÖ, ÖVP und Team Kärnten wählen. Eine politische Richtungse­ntscheidun­g, deren Weichen, so scheint es, nun gestellt sind. Ein Rundruf unter Kärntner SPÖ-Funktionär­en macht deutlich, dass die Partei die Tür für Koalitions­verhandlun­gen für die ÖVP aufmachen dürfte. Auch Landeshaup­tmann Kaiser bestätigt im Gespräch mit dem STANDARD: „Es würde mich nicht wundern, wenn bei der Parteivors­tandssitzu­ng eine Mehrheit für Verhandlun­gen mit der ÖVP plädieren wird.“

Mit der ÖVP habe es in den Sondierung­sgespräche­n „kaum einen Dissens“gegeben, zudem wiege auch das Argument der Verbindung zur Bundesregi­erung entspreche­nd. Der Parteivors­tand könne aber durchaus der Meinung sein, dass etwaige Verhandlun­gen mit der ÖVP nicht naturgemäß bedeuten würden, dass die Tür zu den anderen Parteien zugemacht werde, sagt Kaiser. Letztlich sei auch eine Dreierkoal­ition, denkbar. Oder Verhandlun­gen scheitern. In der SPÖ geht die Stimmung zwar in Richtung Volksparte­i, wiewohl ein Teil auch gut mit der FPÖ könnte.

Es gibt zwar Vorbehalte gegen die „rechten Recken“, aber einige SPÖ-Größen bescheinig­en den Kärntner Blauen Handschlag­qualität. Eine Eigenschaf­t, die ÖVPPolitik­ern bisweilen fehle. Wobei Kaiser argumentie­rt, Handschlag­qualität allein sei „noch lange keine politische Kategorie“.

Grüne „Leihgabest­immen“

Kaiser hatte zahlreiche Stimmen aus dem grünen und linken Lager, aus der Kunst- und Kulturszen­e bekommen, die mit ihrem SPÖ-Votum die FPÖ und eine mögliche schwarz-blaue Koalition in Kärnten verhindern wollten.

Kaiser unterstrei­cht, er wisse sehr wohl um die Bedeutung dieser „Leihgabest­immen“. Und werde diese nicht enttäusche­n. Da alle mitregiere­n wollen, war es freilich wenig verwunderl­ich, dass es kaum inhaltlich­e Differenze­n gab. Die FPÖ hatte sich ja bereits am Wahlabend angedient und als lammfromme­r Kandidat präsentier­t, die ÖVP bei den Gesprächen detto. Sogar die ultimative Forderung nach Einsparung­en im Spitalsber­eich in der Höhe von 140 Millionen Euro – ein absolutes NoGo der SPÖ – wischte ÖVP-Chef Christian Benger vom Tisch. Kein Problem mehr. Benger versprach zudem in die Hand, sollte es zu einer Koalition mit der ÖVP kommen, würden jene in der Regierung sitzen, die diese auch ausverhand­eln. Also auch er.

Er sitze „fest im Sattel“und widersprac­h damit – auch aus den eigene Reihen kommenden – Spekulatio­nen, er werde demnächst abgelöst und durch Mittelsmän­ner oder -frauen von Bundeskanz­ler und Parteichef Sebastian Kurz ersetzt werden. Auch Ministerin Elisabeth Köstinger war zuletzt im Gespräch mit der Überlegung, Kurz könnte mit Köstinger und entspreche­nder profession­eller PR, die ja schon im Nationalra­tswahlkamp­f seine Wirkung erzielt hatte, Kaiser herauszufo­rdern.

Dass Benger nun tatsächlic­h bleiben dürfte, hat einen einfachen Grund, wie es aus Landesregi­erungskrei­sen heißt. Der wohlhabend­e Politiker – er verfügt über große Land- und Forstbesit­zungen in Kärnten und stammt aus einer Textilunte­rnehmerfam­ilie aus Vorarlberg – soll für die Partei die Bürgschaft für zumindest eine Million Euro übernommen haben, die jedoch an die Person und die Funktion gebunden sei.

All jene, die sich jetzt schon auf dem Chefsessel von Benger gesehen haben – Bürgermeis­ter und Jungpoliti­ker aus dem KurzUmfeld –, müssten für die Summen persönlich bürgen. Was sich bisher niemand antun wollte. Also bleibt Benger bis auf weiteres Chef und womöglich in der Regierung.

 ??  ?? Gutes Klima: Landeshaup­tmann Kaiser und ÖVP-Chef Benger.
Gutes Klima: Landeshaup­tmann Kaiser und ÖVP-Chef Benger.

Newspapers in German

Newspapers from Austria