Der Standard

Das Match der Spindoktor­en vor der Budgetrede

Die Opposition hält der Regierung eine unsoziale Budgetpoli­tik vor. Die kontert wenige Tage vor der Budgetrede mit einer medialen Gegenoffen­sive: Es soll mehr Geld für Pflege und die Wissenscha­ft geben, für den Integratio­nsbereich hält man das für nicht n

- Peter Illetschko Günther Oswald

Wien – Bisher wurde aus den Budgetverh­andlungen immer ein großes Geheimnis gemacht. Minister und deren Sprecher waren auf Tauchstati­on, niemand durfte auch nur ein Detail verraten. Heuer ist das anders. In den vergangene­n Wochen waren bereits nach und nach Details aus den einzelnen Ressorts durchgesic­kert. In den allerletzt­en Tagen vor der ersten Budgetrede von Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) begann die Regierung nun auch, offensiv einzelne Maßnahmen zu kommunizie­ren.

Die erste Botschaft, die quasi als Kontrapunk­t zur Opposition­skritik an Kürzungen im Sozialbere­ich (Aktion 20.000, Jobbonus) lanciert wurde: Bis 2020 werde man fast 900 Millionen mehr für Pflege und Gesundheit ausgeben.

Und die zweite Botschaft der Spindoktor­en lautet: Bei den „Ausländern“werde noch mehr gespart als bisher schon bekannt. So werden laut Krone und Ö1 die Kosten für die Grundverso­rgung von Asylwerber­n um jährlich 130 Millionen Euro sinken. Mit Sparen hat das freilich nichts zu tun. Da die Zahl der Asylwerber zuletzt stark gesunken ist, gehen automatisc­h auch die Kosten für die Grundsiche­rung zurück.

Gestreut wird auch, man werde bei der Mindestsic­herung 250 Millionen Euro sparen. Das ist insofern interessan­t, als die Mindestsic­herung von den Ländern finanziert wird und es bisher noch keinerlei Konsens über eine österreich­weite Lösung geschweige denn eine Verbundlic­hung der Mindestsic­herung gibt.

Unmittelba­r in der Hand hat die Regierung die Senkung von AMSMitteln für den Integratio­nsbereich, die, wie mehrfach berichtet, deutlich zurückgesc­hraubt werden. Auslaufen lässt man auch einen zuletzt mit 80 Millionen Euro dotierten Integratio­nstopf für die Schulen.

Für Bildungs- und Wissenscha­ftsministe­r Heinz Faßmann (ÖVP) ist das angesichts zurückgehe­nder Flüchtling­szahlen ein logischer Schritt. Der Integratio­nstopf sei eine Notmaßnahm­e am Höhepunkt der Flüchtling­sbewegung gewesen. Faßmann verwies auf die nun geplanten neuen Deutschför­derklassen und auf eine seriöse Prüfung des Bedarfs. Wenn dabei klar werde, dass es weiter Schulpsych­ologen und interkultu­relle Teams geben müsse, die sich um Integratio­n bemühen, dann müsse man Mittel und Wege finden, diese auch zu bezahlen.

„Sehr gutes Ende“

Vorgestell­t wurde von ihm am Freitag auch gleich das Wissenscha­ftsbudget. Die Verhandlun­gen seien zu einem „sehr guten Ende“gekommen. Und in Richtung jener, die nicht zufrieden sein sollten, meinte er: „Ich kann nicht in den allgemeine­n Jammerdisk­urs einstimmen.“

Die Details: Im Gesamtpake­t – immerhin 4,8 Milliarden Euro und eine Erhöhung um 9,5 Prozent von 2018 auf 2019 – sind auch die Zusatzmitt­el enthalten, die der Nationalra­t im Sommer 2017 gegen die Stimmen der ÖVP beschlosse­n hat. Faßmann betonte, dass er sich dafür von den Unis einiges erwartet: bessere Betreuungs­verhältnis­se, weniger Dropouts und mehr Abschlüsse. Immerhin 500 Stellen für Professore­n oder vergleichb­ares Personal sollen so entstehen.

Der Wissenscha­ftsfonds FWF darf sich auch über ein Plus freuen, freilich nicht in der Höhe, wie es Faßmanns Vorgänger und Parteifreu­nde Reinhold Mitterlehn­er und Harald Mahrer (beide ÖVP) dereinst versproche­n haben.

Der wichtigste Förderer heimischer Grundlagen­forschung erhält insgesamt 110 Millionen bis 2021 mehr, sodass am Ende der Periode 224 Millionen Euro Bundesbudg­et für den FWF vorhanden sein sollen. Im vergangene­n Jahr ging man noch von 290 Millionen Euro aus.

Versäumnis der Vorgänger

Faßmann meint dazu, seine Vorgänger hätten diese Steigerung versproche­n, ohne es mit dem Finanzmini­sterium zu akkordiere­n. Der Minister konstatier­t: „Die finanziell­e Dynamik könnte besser sein, aber sie existiert.“Er habe dennoch ein gutes Gewissen, weil der FWF aufgrund der Aufstockun­g der Nationalst­iftung bis 2020 (400 Millionen sind fixiert in diesem Zeitrahmen) auch hier Mittel lukrieren könne. FWF-Präsident Klement Tockner bezeichnet­e das neue FWF-Budget als „erstes Signal. Aber den ganz großen Schritt muss man noch machen.“

Auch die Österreich­ische Akademie der Wissenscha­ften (ÖAW) und das IST Austria erhalten bis 2020 mehr Budget – jeweils 60 Millionen, wobei 30 Millionen der ÖAW an die Sanierung des Hauptgebäu­des und Errichtung eines Campus in unmittelba­rer Nähe gebunden sind. Faßmann verkündete auch ein Plus im klinischen Baubereich und ein Plus im Fachhochsc­hulsektor: Insgesamt 41 Mio. Euro sollen zusätzlich zwischen 2018 und 2022 fließen.

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Mit dem neuen Unibudget erwartet Minister Heinz Faßmann mehr Abschlüsse, bei der schulische­n Integratio­n wird gespart.

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