Deutschkurs-Sisyphus
Der Deutschförderkurs ist offenbar ein tragisch-grotesker Wiedergänger, der die politische Landschaft auf ewig heimsuchen muss, bis irgendwo irgendein dunkler Fluch endlich gelöst wird.
Eigentlich ist ja eh alles klar: Wer sich integrieren soll wie erwartet, braucht dafür zwingend die Landessprache. Wer diese nicht erlernt, hat später nichts zu lachen. Diverse Folgen für Betroffene und die Gesellschaft sind aus diversen Untersuchungen längst bekannt.
Ein gemeinsamer Nenner ist der Deutscherwerb als Beginn dessen, was man Ankommen nennt. Das Begleitgetöse ist allerdings seit Jahren dasselbe. Kaum etwas ist so ideologisch aufgeladen wie dieser allseits ersehnte Spracherwerb.
Besonders beliebt ist das Thema bei jenen, die selbst einen Förderkurs gebrauchen könnten. „Deutsch lernen!“, schrien sie in diesem Wahlkampf, wie eigentlich in jedem Wahlkampf. „Sich integrieren!“, schrien sie in diesem Wahlkampf.
Jetzt ist die Wahl geschlagen, die Integrationsforderer sind in der Regierung. Und prompt wird in exakt diesem Bereich gekürzt. Weil: Wer braucht das schon! Sozialarbeiter an Schulen? Völlig überbewertet! Dieser Logik folgend braucht man auch nicht so viele Deutschförderlehrer. Kein Problem, die Hälfte der zuvor eingesetzten Pädagogen tut es auch! Die Kinder mit großen Sprachdefiziten sollen ohnehin in eigene Klassen zusammengezogen werden.
Es gibt auch dazu Untersuchungen, einige Sprachforscher sind von dieser Herangehensweise nicht überzeugt. Die Sprache lernt man – genauso wie den hiesigen Lebensalltag – am besten nicht in solchen Gruppen, sondern in gemischten. Auch ich saß in einem Deutschförderkurs. Auch autochthone Kinder nahmen an ihm teil. Und wir teilten weit mehr Unterrichtsstunden als Turnen, Werkunterricht und Musik.