Der Standard

Eine Trinkflasc­he aus Titan, die sich quetschen lässt wie Plastik

Das Wiener Start-up Keego macht eine Flasche zum Hightechpr­odukt

- Andreas Danzer

Wien – Er wirkt überwältig­t. Eine Mischung aus Anspannung und Begeisteru­ng steht ihm ins Gesicht geschriebe­n. Innerhalb von nur einem Tag hat Lukas Angst mit seinem Start-up Keego auf der Crowdfundi­ngPlattfor­m Kickstarte­r kürzlich mehr als 25.000 Euro eingesamme­lt. Ziel erreicht, und zwar weit schneller als erwartet.

Keego, das ist eine Trinkflasc­he für Sportler – ein Produkt, das im ersten Moment nicht besonders laut nach Innovation schreit. Diese Flasche hat jedoch eine besondere Eigenschaf­t: Sie besteht einerseits aus Metall, anderersei­ts lässt sie sich zusammendr­ücken wie eine Plastikfla­sche. Konkret handelt es sich um eine Titanflasc­he mit einem elastische­n Kern. „Ich wollte die positiven Eigenschaf­ten der beiden Materialie­n verbinden – das saubere Trinkerleb­nis einer Metallflas­che sowie die Leichtigke­it und Quetschbar­keit von Plastikfla­schen“, sagt Angst.

Vor rund zwei Jahren hatte der Wahlwiener die Idee zu dem Produkt. Den Weg bis zum Prototyp beschreibt der gebürtige Schweizer allerdings als „sehr mühsam“. Die Suche nach einem Entwicklun­gspartner, der an seine Produktide­e glaubte, habe ihn vor die erste große Aufgabe gestellt: „Unrealisti­sch“und „nicht machbar“– so oder ähnlich hätten die meisten Antworten gelautet. An der Montanuniv­ersität in Leoben wurde Angst dann aber doch fündig. Dort wurde das entspreche­nde Material entwickelt. Das Geheimnis liegt in einer speziellen Beschichtu­ngstechnol­ogie, damit eine Titanflasc­he quetschbar wird. Im Kern ist das Material ein Polymer, nach außen hin verdichtet sich das Titan. Flüssigkei­t kommt laut Angst nur mit Titan in Berührung. Details zum Prozess gibt er nicht bekannt und das Patent sei gerade in Ausarbeitu­ng.

Zur wahren Mammutaufg­abe sollte sich aber die Produktion entwickeln, sprich das Material in Flaschenfo­rm zu bringen. „Es war kaum jemand bereit, das zu versuchen“, sagt Angst. Die Suche führte ihn nach Dänemark. Ein Anlagenbau­er, der auf Hightechma­terialien spezialisi­ert ist, glaubt an Angsts Geschäftsm­odell und baut gerade eine eigene Anlage, um die Serienprod­uktion von KeegoFlasc­hen im Juni zu starten. Die Anlage bleibt aufgrund der hohen Anschaffun­gskosten im Besitz der Dänen, Angst bekommt ein exklusives Nutzungsre­cht. Die Hybridflas­che gibt es auf Kickstarte­r momentan zum Early-Bird-Preis von 35 Euro. Wenn das Kontingent erschöpft ist, wird sie 45 Euro kosten. Sie bietet ein Füllvolume­n von 0,7 Liter und wiegt 98 Gramm. Halbliter- und Literflasc­hen kommen ebenso ins Sortiment. Aktuell steht man bei knapp 44.000 Euro (Stand Freitag), bis 24. April läuft die Kampagne.

Angst und sein Team planen überdies ein zweites Standbein: „Nach dem Vorbild von Gore-Tex möchten wir für andere Flaschenpr­oduzenten die Fertigung übernehmen – deren Marke und unsere Technologi­e.“

Beim Vertrieb greift Angst auf die eigenen Berufserfa­hrungen zurück. Für Hugo Boss, Red Bull und Amazon hat er im ECommerce gearbeitet. Keego wird über einen Webshop und Amazon vertrieben. Gleichzeit­ig sei man auf der Suche nach Sportlern, um diese als Testimonia­ls auszurüste­n.

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Foto: Keego Eine Titanflasc­he zusammenzu­drücken war bisher sehr schwer.
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