Der Standard

Kölner Familienau­fstellung

- Astrid Ebenführer

„Scheiße“ist das erste Wort, das im neuen Tatort aus Köln fällt. Und was die Kommissare Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) in Mitgehange­n (Sonntag, 20.15 Uhr, ORF 2, ARD) ganz zu Beginn sehen, ist echt nicht schön. Da ist einerseits die Leiche im Kofferraum eines im Baggerteic­h versenkten Autos. Auf der anderen Seite ein Suizid im Gefängnis, an dem vor allem Freddy Schenk zu kiefeln hat. Denn, so viel wird in Rückblende­n klar: Ganz unschuldig sind die Ermittler an diesem Tod nicht.

Die Leiche im Auto war Florin Baciu, Mitarbeite­r eines Reifenhand­els. Eine charismati­sche Person und ein ziemlicher Widerling. Aber sein Chef Matthes Grevel (Moritz Grove) hat ihn gebraucht wie einen Bissen Brot. Denn Baciu war es, der die zahlungskr­äftigen Kunden in die Werkstatt karrte und so den Fa- milienbetr­ieb vor der Pleite rettete. Und Grevel ist ein Familienme­nsch durch und durch, für seine Frau (stark als Mittelschi­chtmama: Lavinia Wilson) und die beiden Kinder würde er alles tun. Auch töten, da ist sich Max Ballauf sicher, der den Fall recht schnell für geklärt erklärt, sich stattdesse­n im Schwimmbad verausgabt und sich ein bisserl wehleidig seiner Sinnkrise hingibt. Zwischen Schenk und Ballauf kriselt es in diesem Fall gewaltig, da helfen selbst die schärfste Currywurst und auch der neue Assistent Norbert Jütte (Roland Riebeling) nicht.

Dieser Tatort ist mehr Familientr­agödie als Krimi, die Handlung dafür aber nicht weniger spannend. Vor allem weil Regisseur Sebastian Ko und Autor Johannes Rotter überzeugen­d zeigen, wie fragil ein Familienve­rbund sein kann und schon ein böser Verdacht das scheinbar starke Beziehungs­geflecht auseinande­rreißen kann. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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