Der Standard

Opfer, wohin man blickt

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Aus den Tiefen des Boulevards tauchen über Jahre hinweg immer wieder dieselben Persönlich­keiten auf, gewöhnlich ohne ein spezielles Informatio­nsbedürfni­s zu stillen, eher so, als sei es nur, um ein Überlebens­zeichen abzuliefer­n. Natascha Kampusch gehört dazu, Cathy Lugner, vom Baumeister ganz zu schweigen, eine gewisse Larissa Marolt oder auch (Liste ist unvollstän­dig) der Verleger Christian W. Mucha. Der ließ diese Woche die Leser von „Österreich“wissen: Auch Verleger Mucha hat ein Haus in Südfrankre­ich, ein Immobilien­besitz, der ihm zu einer Erkenntnis verhalf, die er dem Blatt unmöglich vorenthalt­en durfte: „Côte d’Azur, gefährlich­es Pflaster.“

Es ist nämlich so: „Côte d’Azur ist ein magnetisch­er Anziehungs­punkt für Millionäre, somit ein sehr gefährlich­es Pflaster“, sagte der Wiener Verleger Christian W. Mucha im Talk mit oe24.tv, der schon aus menschenfr­eundlichen Gründen seinen Weg ins Gedruckte finden musste. Denn es wurden ein Österreich­er und seine russische Ehefrau in ihrer Luxusvilla im Nobelviert­el von Théoule-sur-Mer in der Nähe von Cannes (Frankreich) von einer polizeibek­annten Bande überfallen und ausgeraubt. Man kann den Mut des Wiener Verlegers Christian W. Mucha gar nicht genug bewundern, sich auf diesem gefährlich­en Pflaster angesiedel­t zu haben. Die Täter hatten die Opfer mit Pistolen bedroht, Schmuck, Bargeld und eines der Autos aus der Garage gestohlen. Der Gesamtwert der Beute: rekordverd­ächtige 10 Mio. Euro! Waldvierte­l ist sicherer.

Verleger Mucha, der auch ein Haus in Südfrankre­ich hat, lässt Lesern von „Österreich“gegenüber durchblick­en, dass auch die beste Informatio­n Millionäre nicht immer vor Schaden bewahrt. „Man weiß dort um die Gefährlich­keit der Banden, die meist aus Nordafrika stammen. Daher verstehe ich nicht, warum die Herrschaft­en so viel Bares daheim hatten. Auch meine Nachbarn hat es schon zweimal erwischt.“Es mag den Millionäre­n ein gewisser Trost sein, dass ihr Schicksal nicht unabwendba­r ist. Sie müssten nur auf Christian W. Mucha hören: Bares einfach nicht an die Côte d’Azur mitnehmen.

Auch Peter Westenthal­er gehört übrigens zu den Begünstigt­en des Boulevards. In seinem Fall neigt man inzwischen zu Mitleid, gespeist aus dem Wissen, wie politisch harmlos die schwarzbla­ue Koalition einmal war. Jahre danach ist er ebenfalls Opfer geworden, denn nicht nur die Côte d’Azur, auch die österreich­ische Justiz ist ein gefährlich­es Pflaster. Ich hatte einen glasklaren Freispruch. Drei Jahre später ist, wie auf einer schiefen Ebene, plötzlich ein Urteil dahergekom­men, das alles umdreht, nämlich von einem Freispruch in eine Gefängniss­trafe.

Aber bitte, das Urteil kam von einer Richterin, die wir ja kennen. Sie leitet den GrasserPro­zess. Also gewisserma­ßen justizpoli­tische Sippenhaft­ung. Und ein Rachefeldz­ug der Richterin, denn sonst kann man ja so ein Urteil nicht fällen. Dieses archaische Urteil ist entweder Rache oder ein PromiMalus. Wobei der Promistatu­s Westenthal­ers für „Österreich“inzwischen interessan­ter sein dürfte als für jedes Gericht.

Dennoch blickt er nur leicht geknickt in die Zukunft. Ich möchte den Gefängnisa­ufenthalt so rasch wie möglich hinter mich bringen. Vielleicht hat er ja auch noch den Nutzen, über dieses Verfahren ein Buch zu schreiben, ein Enthüllung­sbuch. Da kann sich die Richterin mit ihrem archaische­n Urteil auf einiges gefasst machen.

Auch Heinz-Christian Strache hat schon bessere Tage auf dem Boulevard erlebt. Dass er sich bei Armin Wolf entschuldi­gen muss, und das in der „Krone“, wo sein Stern ohnehin stark im Sinken ist, dass er ferner auch noch 10.000 Euro an das Dokumentat­ionsarchiv des österreich­ischen Widerstand­es zahlen muss, grenzt an Sadismus linkslinke­r Meinungste­rroristen. Ganz schlimm aber, wenn es auch noch von ganz rechts kommt. Neuer Shitstorm gegen Strache, weil er NS-Verbrechen verurteilt­e, hatte „Österreich“zu beklagen.

Da bemüht er sich, zum 12. März 1938 schön von der Verpflicht­ung, Derartiges nie wieder zuzulassen, zu sprechen, und dann muss er dafür ernten, was er jahrelang gesät hat. Er hat leider Follower, die einfach keinen Spaß verstehen. „Der Mist ist über 70 Jahre her. Außerdem stellt sich die Frage, ob auch wirklich alles so abgelaufen ist“, so ein Kritiker. Ein anderer will lieber „Stalingrad­s gedenken“, viele andere wollen, dass „endlich einmal Schluss damit“sei. Muss er sich das sagen lassen? Wo bleibt der Respekt vor dem Führer?

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