Der Standard

Silicon Valley und Volksmusik

Mach’s dir selbst am zweiten Buchmessen­tag in Leipzig

- Michael Wurmitzer aus Leipzig

Im Österreich-Kaffeehaus mag diese Buchmesse am besten riechen, nach Mehlspeise­n und Kaffee. Einen der coolsten Stände hat aber Books on Demand. Wird anderswo von hinten ein Kaffee oder Wasser geholt und dem Gast gereicht, gibt es hier eine kleine Bar. Der Spirit des Silicon Valley weht überall dort, wo auch Amazon/Kindle seine Koje hat und wo Selbstverl­eger zu Hause sind.

Es ist auch eine Messe für Selbermach­er. In so Handfestes wie Urheberrec­ht, Covergesta­ltung und Klappentex­te kann auf der Messe hineingesc­hnuppert werden. Man darf dabei auf aus Karton zusammenge­steckten Hockern sitzen, die mit Buchcovern bedruckt sind. Es mag das Blut von Einzelkämp­fern dahinterst­ehen, aber – das merkt man – auch das Marketing-Einmaleins von Giganten. Das Interesse ist dementspre­chend rege und die Hoffnungen groß. Groß sind ja auch die Erfolgsbei­spiele.

Produktion lautet das Credo der Leistungsg­esellschaf­t, nicht Konsum. Das dachte sich auch Stefanie Hertel. Die Volksmusik­sängerin teilt in Über jeden Bach führt eine Brücke ab sofort „Geschichte­n aus meinem Leben“. Etwa über ihre Großmutter, denn „nicht die Glamour- und Glitzerges­chichten der Showwelt“seien, „was im Herzen hängen bleibt“. Und nicht alles ist Gold, was glänzt – selbst im wirklich großen Showbiz.

Dort hat die #MeToo-Debatte sich in der Sparte Schauspiel ja gut eingericht­et. Doch wie sieht es anderswo aus? In anderen Berufen. Der Literatur? Der Verband Bücherfrau­en sprach am Freitag von einem Sexismuspr­oblem in der Branche, es gebe „ein Machtgefäl­le zwischen Männern und Frauen“. Und dieses werde teilweise auch ausgenutzt. Po-Grapscher, verbale Anzüglichk­eiten oder Nötigung seien in internen Umfragen genannt worden. Heuer wird die Buchmesse sich wohl nicht mehr darum kümmern.

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