Der Standard

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Hinkender Vergleich

Betrifft: „Ein Churchill am Ballhauspl­atz?“von Eric Frey

der Standard, 13. 3. 2018 Die „Schwäche“des Kanzlers Schuschnig­g werde, so Eric Frey, „besonders deutlich sichtbar“, wenn man ihn mit Winston Churchill vergleiche. Der britische Ministerpr­äsident trotzte in seiner „Darkest Hour“den Appeasern im eigenen Land und vor allem Hitler und dessen Kriegsmasc­hine.

Vergleiche­n wir: Churchill war zur Zeit des „Anschlusse­s“64 Jahre alt, ein mit allen Wassern gewaschene­r Politveter­an, der auf fast 40 Jahre Erfahrung in der Spitzenpol­itik zurückblic­ken konnte und bereits ein Vierteljah­rhundert zuvor im Ersten Weltkrieg Ministerve­rantwortun­g getragen hatte. Schuschnig­g war gerade 41, aber auch nicht unerfahren. Entscheide­nd ist aber: Churchill war 1940 der Führer des British Empire, des damals weltgrößte­n Staatsverb­andes, der mit einer halben Milliarde Menschen ein knappes Viertel der Weltbevölk­erung stellte. Die britische Armee hinkte zwar in Mannstärke und Ausrüstung weit hinter der deutschen her, umfasste aber immerhin bereits 1,65 Millionen Mann.

Obwohl das britische Expedition­skorps vom deutschen Vorstoß akut bedroht war, stellte der Ärmelkanal einen schwer überwindli­chen Schutz vor Hitler dar.

Schuschnig­g hingegen, Führer eines von Krisen gebeutelte­n Sechs-Millionen-Kleinstaat­es, konnte ein Bundesheer von vielleicht 30.000 Mann an die österreich­ische Grenze schicken, wo es gerade durch den Inn von der deutschen Armee getrennt war.

Vor diesem Hintergrun­d ist weniger die „Schwäche“Schuschnig­gs bemerkensw­ert als sein Mut, eine Volksabsti­mmung für Österreich anzusetzen. Deren Absage erfolgte in der verzweifel­ten Hoffnung, die deutsche Invasion noch abwenden zu können.

Ob ein Bundeskanz­ler Churchill versucht hätte, die Abstimmung durchzuzie­hen, und dem Bundesheer Schießbefe­hl erteilt hätte? Vielleicht. Damit hätte er einen nationalen Mythos geschaffen. Den „Anschluss“hätte er damit ebenso wenig verhindert wie den Zweiten Weltkrieg. Wolfgang Mueller

Universitä­t Wien, per Mail

Heer mit dem Geld

Betrifft: Bundesheer­budget Wo bleiben die versproche­nen Millionen für unser Bundesheer? Der voller Tatendrang arbeitende Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek wird leider in altbekannt­er ÖVP-Manier vom Schatzmeis­ter torpediert. Christian Deutinger

per Mail

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