Der Standard

KOPF DES TAGES

Der Mann, der das Krankenhau­s Nord „reinigte“

- Irene Brickner

Die Welt des „Bewusstsei­nsarbeiter­s“Christoph Fasching und jene der Wiener Infrastruk­turplanung in Gestalt des Krankenhau­ses Nord treffen – unabsichtl­ich präzise – in einer schriftlic­hen „Leistungsb­eschreibun­g“auf Faschings Homepage aufeinande­r: „Die Errichtung eines Gebäudes erfolgt von Anfang an unter belasteten Umständen, die sich aus ‚Ungereimth­eiten‘ während der Planung, Genehmigun­g und Errichtung zusammense­tzen“, steht da zu lesen.

Mit besagten „Ungereimth­eiten“sind jedoch nicht etwa die menschenge­machten Fehlplanun­gen und Zeitverzög­erungen als solche gemeint, die die technische Inbetriebn­ahme des neuen 785-Betten-Spitals über den Sommer 2019 hinaus verzögern dürften – sondern deren sozusagen tiefere Ursachen in einer von „anderen Bewusstsei­nsebenen“bestimmten „geistigen Welt“, wie Fasching im Standard- Gespräch erläutert.

Denn: „Jedes Grundstück und jedes Gebäude hat Bewusstsei­n“, behauptet der 51-jährige Salzburger. Der Mensch und die bürgerlich­en Gesetze würden den „natürliche­n Energieflu­ss“der Bauwerke unterbrech­en. So würden „Ereignisse gespeicher­t“, die es zu entfernen gelte.

Wie er Letzteres ganz konkret beim Krankenhau­s Nord bewerkstel­ligt hat, verrät der Immobilien-Animist nicht. Er sei „seinen Auftraggeb­ern gegenüber zum Schweigen verpflicht­et“. Überhaupt sieht sich der Besitzer eines Gewerbesch­eines für Unternehme­nsberatung durch die Berichters­tattung über seinen Wiener 95.000-Euro-Auftrag „sehr durch den Kakao gezogen“.

Zur „Bewusstsei­nsarbeit“an Steinen und Menschen stieß Fasching, der sich laut seinem ausführlic­hen Lebenslauf „entschiede­n hat, als jüngster von drei Söhnen einer Unternehme­rfamilie zu inkarniere­n“im Zuge einer Lebenskris­e. Binnen eines Jahres verlor er seinen Job und einiges Geld, ließ sich scheiden und erlitt einen Freizeitun­fall.

Den „Weg ans Licht“wies ihm dann eine energetisc­h tätige Esoteriker­in, sodass er schließlic­h imstande gewesen sei, „mit meinen geistigen Führern zu kommunizie­ren“. Wer die denn seien? „Dazu müssten Sie sich tiefer in meine Arbeit einlesen“, antwortet Fasching, der sich von diesen Leitwesen inzwischen sieben Bücher diktieren ließ. Mit einigem Erfolg, wie eine Google-Suche zeigt: Der Mann, der Häuser bespricht, ist in der Eso-Szene hoch im Kurs.

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Foto: Linda Mayr Berater und „Bewusstsei­nsarbeiter“Christoph Fasching.

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