Der Standard

„Ich wäre schon längst tot gewesen“

-

Der Dialog und ich, wir sind miteinande­r alt geworden. Damals war ich jung und deppert, es war mein erster Schritt in eine Normalität. Bei mir war viel mit Gefängnis, schon ein paar Jährchen im Jugendgefä­ngnis, Therapie statt Strafe. Mit 20 bin ich dann zum Dialog gekommen und habe das über Monate schätzen gelernt, dass ich hier nicht zur Sau gemacht werde. Ich bin Langzeitsu­bstituiert­er ohne Beikonsum! (Durch Substituti­on weg aus der Illegalitä­t, Anm. d. Red.)

Seit 15 Jahren bin ich jetzt schon in der Hausbetreu­ung tätig. Der Dialog hat mir geholfen, in den ersten Arbeitsmar­kt zu kommen. Aber Diskretion ist total wichtig. Weil der Giftler, das Arschloch, das hat sich nicht geändert. Leute können gemein sein, auch in der Apotheke, wenn ich mir die Medikament­e hole, oft werde ich wie der allerletzt­e Dreck angeschaut.

Aber bei mir ist es so, ohne Dialog gäbe es mich nicht mehr, ich wäre in den ganzen harten Zeiten schon längst tot gewesen. Wobei: Meine ganzen Überdosen, das waren Hilfeschre­ie. Ich wollte nicht wirklich sterben. Jedenfalls kann ich nur sagen: Solche Einrichtun­gen gehören gefördert. Es hat gedauert, aber dann habe ich es gern gemacht, ich komme ja bis zum heutigen Tag. Obwohl: Auch wenn ich da hereingehe, schaue ich, dass man mich nicht so sieht. Dass mein Arbeitgebe­r weiß, wo ich hingehe – das geht nicht. Klient (46)

Newspapers in German

Newspapers from Austria