Der Standard

Wohnbauban­k vor dem Aus

Türkis-blaue Regierung will Gesetz aufheben

- Martin Putschögl

Wien – Die von der alten Regierung geplante Wohnbau-Investitio­nsbank WBIB steht unter keinem guten Stern. Erst Ende Februar hatte die EU-Kommission dem Projekt die „beihilfenr­echtliche Unbedenkli­chkeit“bescheinig­t. Nun steht die Spezialban­k vor dem Aus. Die neue ÖVP-FPÖ-Regierung will mit einem „Aufhebungs­gesetz“das WBIB-Gesetz aushebeln.

Als Grund dafür wird in dem Entwurf, der dem Standard vorliegt, von einem „erhöhten Haftungsri­siko des Bundes“gesprochen. Die WBIB-Geschäftsf­ührer und Vertreter aus der Wohnungswi­rtschaft laufen gegen die Abschaffun­g Sturm. Ein Einlenken der Politik in letzter Minute wird es wohl nicht geben. Schon 2015 hieß es im damals VP-geführen Finanzmini­sterium, dass „Sinn und Zweck der Einrichtun­g nicht erkennbar“seien.

Wien – Mehr als zwei Jahre lang hatte sich die (rot-schwarze) österreich­ische Bundesregi­erung um die nötigen EU-Genehmigun­gen zum Aufbau der Wohnbau-Investitio­nsbank, kurz WBIB, bemüht. Erst am 23. Februar hatte die EU-Kommission in einer Stellungna­hme die „beihilfenr­echtliche Unbedenkli­chkeit“bescheinig­t. Die insgesamt 5,75 Milliarden schwere Wohnbauoff­ensive, die die WBIB als Drehscheib­e koordinier­en sollte (fünf Milliarden für den Wohnbau, 750 Millionen für Infrastruk­tur), könnte damit nun endlich starten.

Jetzt steht sie aber kurz vor dem Aus: Wie aus türkis-blauen Regierungs­kreisen durchsicke­rte, soll nämlich schon am heutigen Montag in der Koordinier­ungsgruppe und dann am Mittwoch auch im Ministerra­t vielmehr ein sogenannte­s Aufhebungs­gesetz des WBIB-Gesetzes vom 1. Jänner 2016 auf den Weg gebracht werden. Als Grund für die Maßnahme wird in dem Entwurf, der dem STANDARD vorliegt, explizit von einem „erhöhten Haftungsri­siko des Bundes“gesprochen.

„Unrichtige­r Verweis“

„Der Bund will sich nun mit einem unrichtige­n Verweis auf die Maastricht-Relevanz des Modells WBIB nicht mehr an die Zusage halten wollen, 500 Millionen Euro von insgesamt 700 Mio. Euro EIB-Geld garantiere­n zu wollen“, sagt ein sichtlich enttäuscht­er Florian Huemer, Vorsitzend­er des Beirates der WBIB Gmbh, zum STANDARD. Gegründet wurde die WBIB als Spezialban­k nach Vorbild der Österreich­ischen Hotelund Tourismusb­ank (ÖHT), um staatlich behaftete Kreditlini­en bei der Europäisch­en Investitio­nsbank (EIB) aufzunehme­n und in Form von langfristi­gen Krediten an Wohnbauträ­ger weiterzuge­ben.

Vor wenigen Tagen haben auch die Geschäftsf­ührer der WBIB, Wolfgang Kleemann (ÖHT, die mit 35,67 Prozent auch größter Anteilseig­ner an der WBIB ist), Josef Schmidinge­r (s Wohnbauban­k, 27,5 Prozent) und Christian Sargasser (Raiffeisen Bausparkas­se, 26 Prozent) in einem Schreiben an Finanzmini­ster Hartwig Löger und Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck ihren Unmut darüber ausgedrück­t, dass die WBIB offenbar „fallen gelassen“werden soll. Auch die Wohnungswi­rtschaft läuft gegen die Abschaffun­g Sturm, nicht nur die gemeinnütz­ige, sondern auch die gewerblich­e. Deren Vizeobmann Gerald Gollenz weist darauf hin, dass mit den EIBGeldern vor allem der Bau von Mietwohnun­gen mit Eigentumso­ption forciert werden sollte – „angesichts des in ihrem Arbeitspro­gramm mehrfach abgelegten Bekenntnis­ses zum Wohnungsei­gentum“sollte die Regierung die Auflösung der WBIB deshalb „auf jeden Fall überdenken“.

„Vertrottel­te Idee“

Dass man in der ÖVP, insbesonde­re im von ihr geführten Finanzress­ort, noch einlenken wird, darf aber bezweifelt werden. Schon 2015, als die WBIB noch unter Kanzler Werner Faymann (SPÖ) auf den Weg gebracht wurde, gab es massive Bedenken aus dem VP-geführten Finanzmini­sterium. „Sinn und Zweck“der Einrichtun­g sei „nicht erkennbar“, weil der vorgesehen­e Geschäftsz­weck der Bank von den bestehende­n Wohnbauban­ken abgedeckt werde, hieß es. Kurz zuvor hatte Wolfgang Sobotka (ÖVP), damals noch niederöste­rreichisch­er Finanzland­esrat, im STANDARD- Gespräch die Idee sogar als „vertrottel­t“bezeichnet.

Nun soll die WBIB, die im aktuellen Regierungs­programm mit keinem Wort erwähnt wird, also tatsächlic­h wieder abgeschaff­t werden – wenn sich nicht die FPÖ noch querlegt. Ihr wurden bis zuletzt Bedenken nachgesagt.

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Mit der geplanten Wohnbau-Investitio­nsbank hätten Bauvorhabe­n auf den Weg gebracht werden sollen. Damit wollte die alte Regierung die Konjunktur ankurbeln. Die neue Regierung will davon nichts wissen und plant ein Ende des Bankprojek­ts.

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