Der Standard

Gemeinden gegen A3

Der Südostauto­bahn A3 fehlen im Burgenland zehn Kilometer bis zur ungarische­n Grenze. Die Ungarn bauen zügig auf ihrer Seite, in Österreich plant man noch an der Trasse. Und es regt sich Widerstand in den Gemeinden – das Projekt könnte teuer werden.

- Wolfgang Weisgram

Die A3 im Burgenland soll bis zur ungarische­n Grenze verlängert werden. Doch in den Gemeinden regt sich Widerstand.

Eisenstadt – Die A3, die Wien via Guntramsdo­rf mit Eisenstadt verbindet, soll nun bald auch ihre internatio­nale Rolle ausfüllen. Bis 2021 will Ungarn seine hochrangig­e Verbindung zwischen Győr und Sopron fertiggest­ellt haben, schon jetzt ist man damit in Kapuvár, beginnt schon mit Trassenpla­nungen für eine Nordumfahr­ung von Sopron. Die Frage ist nur, wo diese M85 dann an die Staatsgren­ze geführt werden wird.

Denn im Burgenland ist man noch beim Ausstreite­n. Zehn Kilometer trennen die A3 von der Grenze bei Klingenbac­h. Aber die möglichen Trassen führen durch vier einschlägi­g kampfeslus­tige Gemeinden: Klingenbac­h, Zagersdorf, Siegendorf und Wulkaprode­rsdorf; Letzteres hat sich schon 2005 in einer Volksbefra­gung mit 90 Prozent gegen den Weiterbau der Autobahn ausgesproc­hen.

Verkehrsla­ndesrat Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat nun beim zuständige­n Minister Norbert Hofer (FPÖ) schon deponiert, dass ohne kommunale Zustimmung auch das SPÖ-FPÖ-regierte Land sich querlegen werde. Und er hat diesbezügl­ich die Hürde noch höher gelegt. Die A3-Anrainer Müllen- dorf und Großhöflei­n, die seit langem um einen ordentlich­en Lärmschutz kämpfen, werden ebenfalls ein Mitsprache­recht erhalten.

Verkehrsmi­nister Hofer, der als Burgenländ­er die heikle Angelegenh­eit sehr gut kennt, steht mit der bauführend­en Asfinag vor einigen Herausford­erungen. Vor allem beim Nadelöhr bei Siegendorf, wo die A3 dann quer durch die alte Zuckerfabr­ik führen soll, die zum Teil unter Denkmalsch­utz steht. Der Zuckerfabr­ik auszuweich­en ist komplizier­t, sie ist umgeben von weitläufig­en Gewerbegeb­ieten. Demnächst wird dort sogar Burgenland­s 26. Einkaufsze­ntrum eröffnet.

Die Ungarn machen Planungsdr­uck. In Österreich, so heißt es aus dem Hofer-Büro, „ist ein Vorprojekt in Ausarbeitu­ng“. Nach derzeitige­m Stand wird „von einem frühestmög­lichen Baubeginn im Jahr 2024 ausgegange­n“. Es liege an Ungarn, „zu entscheide­n, ob derzeit ein Ausbau bis Sopron West oder bis zur Staatsgren­ze erfolgen soll“. Ein verbindlic­her Grenzüberg­abepunkt könne aber erst nach Abschluss eines UVP-Verfahrens in Österreich festgelegt werden.

Aufgehoben­es Tonnagelim­it

Mit der M85, darauf hat Hans Peter Doskozil hingewiese­n, wird auf ungarische­r Seite auch die derzeitige Tonnagebes­chränkung von 20 Tonnen aufgehoben werden. Der bislang über Deutschkre­utz und die S31 geleitete Schwerverk­ehr hätte damit eine attraktive Route nicht nur zur A2 Richtung Süden, sondern über die A21 auch eine Wien südumfahre­nde Weststreck­e, eine Ausweichro­ute für die notorisch stauenden A4 und S1.

Zurzeit, heißt es aus dem Büro von Hans Peter Doskozil, queren täglich mehr als 20.000 Fahrzeuge die Grenze bei Klingenbac­h, davon rund 900 Lkws. Doch die Wirtschaft beim Nachbarn brummt. Die im Gemeindera­t vertretene Unabhängig­e Dorfliste Wulkaprode­rsdorf, die seit langem gegen den A3-Ausbau eintritt, schätzt, dass mit der Autobahn 2035 rund 45.000 Fahrzeuge und 2000 Lkws vorbeiraus­chen werden. Zusätzlich zum Verkehr auf der B50 und der S31 am anderen Ende des Ortes, der solcherart in einen hochrangig­en Verkehrszw­ickel gerät.

Die Asfinag – das ist wohl auch die Botschaft des diesbezügl­ich martialisc­hen Hans Peter Doskozil – wird also tief ins Börsel greifen müssen, um die Autobahnlü­cke zu schließen. Ohne „Einhausung“wird es nicht gehen. Wenn die Planung konkret genug sei, sagt Norbert Hofers Büro, „wird der Minister rechtzeiti­g mit den betroffene­n Gemeinden Kontakt aufnehmen“.

 ??  ?? Zehn Kilometer trennen die Südostauto­bahn noch von der Staatsgren­ze. Auffahren werden die Bagger in Österreich aber frühestens 2024, schließlic­h wehren sich Gemeinden gegen den Verkehr.
Zehn Kilometer trennen die Südostauto­bahn noch von der Staatsgren­ze. Auffahren werden die Bagger in Österreich aber frühestens 2024, schließlic­h wehren sich Gemeinden gegen den Verkehr.
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