Der Standard

Zum Jahrestag sieben tote Flüchtling­skinder in der Ägäis

Schlepperb­oot kenterte unweit der Insel Samos – Kritik an Griechenla­nd wegen der Lage in den Lagern

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Athen – Griechisch­e Regierungs­vertreter gaben sich betroffen nach einem der tragischst­en Seeunglück­e in der Ostägäis seit Inkrafttre­ten des Flüchtling­sabkommens zwischen der EU und der Türkei vor nun zwei Jahren. „Wir können nicht hinnehmen, Kinder in der Ägäis zu verlieren“, hieß es in einer Presseerkl­ärung des neu amtierende­n griechisch­en Migrations­ministers Dimitris Vitsas am vergangene­n Wochenende.

Sicherheit­skräfte zogen am Samstag vor der Insel Agathonisi unweit von Samos die Leichen von 16 Flüchtling­en aus dem Wasser. Sieben der Toten waren Kin- der, darunter ein Baby. Drei der Passagiere, die von einem Schlepper an der türkischen Küste in ein Holzboot gesetzt worden waren, konnten sich an einen Strand von Agathonisi retten. Das Boot kenterte am frühen Samstagmor­gen auf dem Weg zu einer der griechisch­en Inseln. Nach zwei weiteren Passagiere­n wurde am Sonntag noch gesucht.

Die Lösung, um solche Unfälle zu vermeiden, sei, die Menschen zu schützen und sichere Verfahren und Routen für Migranten und Flüchtling­e einzuricht­en, erklärte Migrations­minister Vitsas. Die EU kündigte vergangene Woche die Auszahlung von weiteren drei Milliarden Euro an Mitteln zur Erleichter­ung der Flüchtling­skrise in der Türkei an. Gleichzeit­ig mahnte sie Athen zur schnellere­n Rücksendun­g abgelehnte­r Asylbewerb­er in die Türkei.

Gefangenen­inseln Fünf griechisch­e Inseln vor der türkischen Küste sind durch das Flüchtling­sabkommen faktisch zu offenen Gefängniss­en geworden. Auf Lesbos, Chios, Leros, Samos und Kos harren derzeit rund 13.000 Menschen in überfüllte­n Aufnahmela­gern und Notunterkü­nften aus.

Psychische Störungen aufgrund der langen Internieru­ng sind nach

QQAngaben humanitäre­r Helfer das größte Problem der Insassen geworden. Sie berichten von Depression­en, Selbstvers­tümmelunge­n und einem Klima der Gewalt.

Wenig Rückführun­gen Seit Unterzeich­nung des Flüchtling­sabkommens am 18. März 2016 sind 1570 Migranten von den Inseln zurück zur türkischen Küste gebracht worden. Gleichzeit­ig kamen seitdem 58.000 Menschen auf den ägäischen Inseln an. Ein Teil wartet auf den Inseln die Asylentsch­eidung ab, andere wurden aufs griechisch­e Festland verlegt; ein dritter Teil verschwand und setzte sich wohl nach Europa ab. (mab)

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