Der Standard

Beamte weiter mit eigenem Pensionssy­stem

Obmann der PVA rechnet vor: Öffentlich­e Ausgaben für Pensionsza­hlungen sinken

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Wien – Die Beamten sollen nicht sofort in die geplante neue Pensionsve­rsicherung­sanstalt (PVA) kommen. Im Regierungs­programm ist zwar eine neue PVA vorgesehen, die „für alle Pensionen“zuständig sein soll. PVA-Obmann Manfred Anderle erklärte aber am Sonntag, er habe von Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) den Auftrag, nur die Überführun­g der Selbststän­digen, Bauern und Eisenbahne­r zu prüfen. Für die Beamten habe er keinen Auftrag. Regierungs­sprecher Peter Launsky-Tieffentha­l erklärte später, man werde die Überführun­g der Beamten „separat“prüfen.

Anderle betonte, er sei für die anderen drei Berufsgrup­pen beauftragt worden zu schauen, was eine Zusammenfü­hrung im Pensionsbe­reich bringe und wie dies vonstatten­gehen könne. Dass damit große Einsparung­en möglich seien, glaubt der PVA-Obmann aber nicht. Die Synergiepo­tenziale seien „eher klein“. Im Back-Office-Bereich werde jetzt schon vieles gemeinsam gemacht, und wenn man auch die Antragstel­lung dieser drei Träger zur PVA transferie­ren würde, dann müssten auch die Mitarbeite­r dafür mitwandern.

Und Anderle verweist auf ein weiteres Problem: HartingerK­lein will bis Jahresende die Fusion der Sozialvers­icherungsa­nstalten der Bauern und der Selbststän­digen. Wenn nun der Pensionsbe­reich dieser beiden Träger zur PVA wandern soll, dann sollte dies sinnvoller­weise auch bis dahin geschehen. Und dafür sei die Zeit zu knapp.

Die Pensionen an sich sind nach Einschätzu­ng des PVA-Obmannes sicher. Er verweist darauf, dass die Ausgaben dafür laut Prognosen bis 2060 unveränder­t bei 6,3 bis 6,4 Prozent des BIP liegen sollen. Und derzeit sinken die öffentlich­en Ausgaben dafür sogar: Im Vorjahr wurden dafür neun Milliarden Euro ausgegeben, das waren um 893 Millionen Euro weniger als 2016 und um 1,7 Milliarden weniger als im Voranschla­g.

Stabile Entwicklun­g

Verantwort­lich dafür sind laut Anderle die gute Wirtschaft­sentwicklu­ng und das Greifen der gesetzten Maßnahmen, wie der Reform der Invaliditä­tspensione­n und von Reha vor Pension. Dass manche trotzdem behaupten, das System fahre gegen die Wand, hält Anderle für „unverantwo­rtlich“, weil damit die Bevölkerun­g verunsiche­rt werde.

Kleine Schritte zur weiteren Anhebung des tatsächlic­hen Pensionsal­ters unterstütz­t der PVAObmann, eine große Pensionsre­form hält er aber nicht für notwendig. Die zuletzt von der EUKommissi­on neuerlich geforderte Pensionsau­tomatik lehnt er ab, weil es nicht Aufgabe eines Computers, sondern der Politik sei, Entscheidu­ngen zu treffen. Eine Anhebung des gesetzlich­en Pen- sionsalter­s kommt für ihn auch nicht infrage.

Bei der im Regierungs­programm angedachte­n Stärkung der zweiten und dritten Säule (also betrieblic­her und privater Altersvors­orge) verweist Anderle darauf, dass davon nur eine relativ kleine Gruppe profitiere­n würde. Die betrieblic­he Vorsorge könnten sich nur wenige Großuntern­ehmen, aber nicht die vielen Kleinbetri­ebe leisten. Und die private Vorsorge könne sich eine Billa-Verkäuferi­n in der Regel auch nicht finanziere­n. Deshalb gehe es mehr darum, die staatliche Pension ordentlich abzusicher­n.

Im Regierungs­programm ist auch eine „Evaluierun­g der Pensionen, die ins Ausland bezahlt werden“, enthalten. Für den Fall, dass damit eine Indexierun­g wie bei der Familienbe­ihilfe angedacht sei, deponiert Anderle bereits vorab sein Veto. Da es sich bei der Pension um eine Versicheru­ngsleistun­g handelt, wäre dies nicht EU-Rechts-konform und damit nicht möglich.

Die im Regierungs­programm propagiert­e „partizipat­ive Selbstverw­altung“der Sozialvers­icherungen berge die Gefahr, dass die Organe künftig nicht mehr von Arbeitgebe­rn und Arbeitnehm­ern entspreche­nd den Wahlen in den Wirtschaft­s- und Arbeiterka­mmern besetzt würden, sondern dass statt demokratis­cher Verfahren zentral staatlich eingegriff­en werden könnte.

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