Der Standard

Salzburger Zwergerl sind auf „Kur“

Barockzier­de beim Schloss Mirabell wird generalsan­iert

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Salzburg – Die Tradition, kleinwüchs­ige Menschen als Hofzwerge zur Unterhaltu­ng der Herrschaft zu halten, widerspric­ht allen modernen Wert- und Moralvorst­ellungen. An barocken Fürstenhöf­en war sie freilich üblich und ein Zeichen von Macht und Reichtum. So auch an den Höfen der Salzburger Fürsterzbi­schöfe.

Aus dieser Zeit stammt auch der Salzburger Zwergerlga­rten, heute wesentlich­er Bestandtei­l des Barockense­mbles rund um das Schloss Mirabell. Ende des 17. Jahrhunder­ts wurde der Garten angelegt. In diesem waren 28 Zwergensku­lpturen aus Untersberg­er Marmor ausgestell­t. Sie verkörpern Komödiante­n, Gartenarbe­iter, aber auch allegorisc­h die Monate im Jahreszykl­us.

Aktuell sind 15 der nach mehr als drei Jahrhunder­ten verblieben­en 17 Zwerge des Salzburger Zwergerlga­rtens auf „Kur“in Hallein. Sie werden von Steinmetzm­eister und Restaurato­r Erich Reichl gereinigt, und wo notwendig, werden abgebroche­ne oder stark verwittert­e Details ergänzt.

Wobei der Untersberg­er Marmor grundsätzl­ich ein sehr dich- tes und daher witterungs­beständige­s Material ist. Die Patina aus Pilzen und Algen wird auch nicht ganz abgetragen, sondern als Grundschut­z auf den Skulpturen belassen. Ende April kommen die Zwergerl dann wieder zurück in den Park beim Schloss Mirabell, wobei sie neu gruppiert werden sollen: zum einen, damit Kinder und Touristen nicht so einfach auf den Statuen herumklett­ern können; zum anderen, damit schmutzbri­ngende Bäume in entspreche­nden Abständen bleiben.

Vor Zerstörung gerettet

Dass sich die Stadt so um die Figuren kümmert, ist übrigens keine Selbstvers­tändlichke­it. Im 19. Jahrhunder­t sollten die Statuen eigentlich in den Kalkofen wandern und konnten nur mit Mühe vor der Zerstörung gerettet werden. Sie wurden kurzerhand versteiger­t und wanderten meist in die Gärten wohlhabend­er Bürger in Bayern, Salzburg und Oberösterr­eich. Erst in den 1920er-Jahren besann sich die Stadt Salzburg des Kulturscha­tzes und begann die an Private verschleud­erten Zwergerl zurückzuka­ufen. (neu)

 ?? Foto: Stadt Salzburg / Wild ?? Restaurato­r Erich Reichl bei der Arbeit an einem seiner 15 aktuellen Patienten: Bis Ende April bessert der Steinmetz die Figuren aus dem Salzburger Zwergerlga­rten aus.
Foto: Stadt Salzburg / Wild Restaurato­r Erich Reichl bei der Arbeit an einem seiner 15 aktuellen Patienten: Bis Ende April bessert der Steinmetz die Figuren aus dem Salzburger Zwergerlga­rten aus.

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