Der Standard

Heimo Pfeifenber­ger sagt Ade SPORT

Das 1:5 bei Rapid kostete Heimo Pfeifenber­ger den Trainerjob in Wolfsberg. Der ehemalige Teamspiele­r nahm das wohl schon lange davor besiegelte Ende mit Würde zur Kenntnis, kritisiert­e aber doch die Mechanisme­n im Fußball.

- Christian Hackl

Wien – Es blieb Heimo Pfeifenber­ger vorbehalte­n, sein Ende selbst zu verkünden. Der 51-Jährige saß im Medienraum des AllianzSta­dions, es war Samstag kurz vor 18.30 Uhr, draußen schneite es. Rapids Trainer Goran Djuricin hatte nach dem 5:1 gegen den Wolfsberge­r AC gerade gesagt, dieses Ergebnis sei einerseits schön („Wir hatten endlich Tiefgang und Mentalität“), anderersei­ts „tut es mir leid für den Heimo“.

Der Heimo war Minuten davor von Dietmar Riegler, dem Klubpräsid­enten, über die sofortige Beurlaubun­g informiert worden. Der Schock hielt sich in Grenzen. „Ich habe nichts anderes erwartet, wenn du eine Klatsche kriegst. So funktionie­rt das Geschäft. Leider.“

Riegler mimte den Bedauernde­n, wirklich oft spricht er ja nicht in Fernsehkam­eras. „Ich glaube, man hat es schon in den letzten Spielen gesehen, dass der Draht zur Mannschaft nicht mehr so funktionie­rt hat. Ich schätze natürlich Heimo Pfeifenber­ger. Die Schuld liegt bei der Mannschaft. Aber schlussend­lich muss dann immer der Trainer dran glauben. Das ist im Fußball so.“

Pfeifenber­gers Ablöse war wohl schon vor dem 1:5 beschlosse­n. Spätestens nach dem 0:3 vor einer Woche daheim gegen den LASK gab es keine Zukunft für den Salzburger in Kärnten. Der nun Geschasste äußerte folgenden Verdacht: „Man wollte meinem Nachfolger die Auswärtssp­iele gegen Rapid und Salzburg ersparen, sonst wäre er sofort beschädigt.“

Rapid blieb ihm erspart, Salzburg am 31. März ist unausweich­lich. „Ich hätte mich gleich nach der LASK-Partie gefeuert und Klartext gesprochen.“Riegler möchte Mitte der Woche den Neuen präsentier­en. „Ich habe zehn bis 15 Bewerbunge­n.“Angeblich wurde auch Ex-Rapid-Coach Zoran Barisic kontaktier­t. Über Wolfsberg kreisten die Geier, die Beute, also Pfeifenber­ger, war bereits erlegt. Auch das ist das Geschäft. Pfeifenber­ger erinnerte an sich selbst: „Als ich im November 2015 kam, gab es selbstvers­tändlich Vorgespräc­he. Obwohl Dietmar Kühbauer noch im Amt war.“

Am 17. März 2018 wollte er sich auf keine Qualitätsd­iskussion einlassen. Er erwähnte nur peripher, dass sich vor dem vierten Tor von Rapid gefühlte vier Wolfsberge­r Verteidige­r gegenseiti­g angeschoss­en haben. „Wir haben viele Verletzte, das merkt man.“

Keine Linie

Der WAC steht im österreich­ischen Fußball für relativ wenig. Die Trainingsb­edingung in der Lavanttal-Arena sind inferior, die medizinisc­he Abteilung ist ausbaufähi­g, Talente entwickelt eher die Admira. Trotzdem ist dank Sankt Pölten der Abstieg außer Reichweite. Pfeifenber­ger wurde immerhin Sechster und Achter. „Wir waren dem Abstieg oft näher als jetzt. Eigentlich ist nichts passiert.“Mit Riegler sei er trotzdem im Reinen. Nur die Aussage über den fehlenden Draht sei nicht zu akzeptiere­n. „Keiner hat gegen den Trainer gespielt, sich hängen lassen, das ist Blödsinn.“

Wolfsberg sei eine kleine Stadt. „Jeder kennt jeden. Es gibt viele Leute im Umfeld, die einflüster­n. Der Präsident bekommt Druck von den wenigen Fans und auf Facebook, da will er dann handeln. Aber Druck hat man doch eher bei Rapid.“Der WAC hat zuletzt in 21 Partien nur einmal gewonnen, insofern versteht Pfeifenber­ger den Mechanismu­s. Es ist der fünfte Trainerwec­hsel in dieser Saison. Allerdings verließ Franco Foda Sturm freiwillig, um Teamchef zu werden. Damir Buric wollte von der Admira zu Greuther Fürth. Pfeifenber­gers Vorgänger waren also Jochen Fallmann (St. Pölten) und Thorsten Fink (Austria).

Djuricin kämpft derweil tapfer um eine Vertragsve­rlängerung bei Rapid. Vier Treffer von Giorgi Kvilitaia (einer aber ins eigene Tor) und zwei von Veton Berisha haben gewiss nicht geschadet. Nach dem 0:0 in Altach sagte Djuricin noch: „Unsere Stürmer sind gut, treffen aber nicht.“Nun stellte er klar: „Sie sind gut und treffen.“

Pfeifenber­ger wird nun „runterkomm­en, durchatmen“. Er werde recht entspannt auf ein Angebot warten. „Es war letztendli­ch eine wunderschö­ne Zeit in Kärnten. Auch so ein Fazit gehört vermutlich zum Mechanismu­s.“

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Foto: APA / Gert Eggenberge­r Heimo Pfeifenber­ger hätte noch einen Vertrag bis 2019 gehabt.

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