Der Standard

Haie lieben Tintenfisc­he

- Margarete Affenzelle­r

Im Genre der familienfr­eundlichen Tierdokume­ntation wurde seit jeher versucht, die animalisch­e Welt mit einfachen, auf das menschlich­e Leben gemünzten Sätzen zu erklären: Die Löwenmama muss die Antilope jagen, um Futter für die Löwenbabys zu haben. Auch der Papa hilft mit.

Damit ist das grausame Zentrum natürliche­r Abläufe angetastet: Die einen müssen sterben, damit die anderen leben. In dieser Ungeschmin­ktheit macht das wenig Spaß. Die BBC-Redaktion hat sich deshalb für ihre nicht nur visuell brillante Serie Der blaue Planet ins Zeug gelegt und poetischke­cke Erzähltext­e verfasst sowie Musik bei Oscarpreis­träger Hans Zimmer geordert. Die deutsche Fassung spricht Axel Milberg.

Hinabgetau­cht in die Tangwälder vor Südafrika wird zu einem Vivaldi-ähnlichen Jah- reszeiten- Score, die in den Tiefen beobachtet­en Liebesscha­rmützel zwischen Riesensepi­en erinnern an emotionale Explosione­n bei Jane Austen.

Dort unten lieben auch Haie Tintenfisc­he, aber leider nicht auf die romantisch­e Art. Wie die Attacke jugendfrei erzählen? Ganz einfach: Dem Kraken geschieht es nur recht, hat er zuvor beim Krebsmahl ja auch nicht mit der Wimper gezuckt. Besser aber noch: Der „besonders ausgeschla­fene Pyjamahai“bekommt ihn gar nicht aufs Tablett! Der Krake hält dem Hai einfach fest die Kiemen zu und droht ihm mit Ersticken.

Dennoch segnen in der Folge Unterwasse­rdschungel (ARD, 19. 3., 20.15 Uhr) genügend Tiere das Zeitliche. Wie viel eine Seeottermu­tter täglich fressen muss, rechnet Milberg vor: so viel, als würde ein siebenjähr­iges Kind täglich 80 Hamburger verdrücken. Was bist du gefräßig, Natur! derStandar­d.at/TV-Tagebuch

Newspapers in German

Newspapers from Austria