Der Standard

Freie Entscheidu­ng

- Michael Möseneder

Natürlich wirken Impfungen und haben zur Ausrottung einiger der gefährlich­sten Krankheite­n geführt. Nur gewissenlo­se Esoteriker werden anderes behaupten. Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r im Gesundheit­swesen werden daher wohl schon im Interesse der eigenen Gesundheit danach trachten, immunisier­t zu sein. Die Frage ist jedoch: Darf der Staat sie dazu zwingen, wenn sie partout keinen Nadelstich wollen?

Und falls man diese Frage mit Ja beantworte­t: Wo hört man auf? Um die Erreger vom Erdboden zu tilgen, reichen bei Kinderkran­kheiten Ärztinnen und Pfleger sicher nicht aus. Dann müssen Eltern, Kindergart­en- und Lehrperson­al genauso wie die Benutzer öffentlich­er Verkehrsmi­ttel zum Onkel Doktor gebeten werden. Womit zum moralische­n Problem, wozu der Staat einen im Sinne des größeren Ganzen zwingen darf, ein finanziell­es kommt.

Was wiederum zu einer Risikoabwä­gung zwingt. Beispiel Meningokok­ken, ein Bakterium, gegen dessen in Mitteleuro­pa häufigsten Serotyp erst im Jahr 2013 ein Impfstoff zugelassen wurde. Die Durchimpfu­ngsrate kann demnach nicht sehr hoch sein – die Fallzahlen sind es allerdings auch nicht. Im Jahr 2016, aus dem die aktuellste­n Zahlen stammen, wurden 37 Infektione­n und drei Todesfälle bestätigt. Ob diese Zahlen die freie Entscheidu­ng, was ich mit meinem Körper mache, übertrumpf­en, darf bezweifelt werden.

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